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ist. Es lassen sieh hier drei Erzählungen von einander abgrenzen: das Abenteuer mit der Hexenversammlung und dem Zauberbuche, die drei schnellen Geister, die Bezeugung der Unschuld des Hingerichteten durch das Wachsen des Ahornbaums.

Das badische Oberland bietet zunächst zum ersten Teil einige Entsprechungen. Bernhard Baader[1] erzählt Folgendes:

Hexenversammlung verscheucht.

Ein Mann mit dem Vornamen Jakob, welcher nachts um halb zwölf unweit des Kirchenlochs bei Niederbühl[2] ging, sah dort eine helle Beleuchtung. Neugierig trat er hinzu und fand viel Leute an einer Tafel sitzen, auf der Speisen und Getränke in goldnen und silbernen Geschirren standen. Als die Versammlung ihn erblickte, rief sie, die Becher leerend, ihm zu: „Gesundheit, Jockele!“ „Gesegne es euch Gott!“ erwiderte er, und mit Gebraus zerstob die Sippschaft nach allen Winden. Statt der kostbaren Geschirre standen nun Kuhklauen und alte Schuhe auf der Tafel.

Wir haben also hier die gespenstische Versammlung, die vor dem Namen Gottes – dessen Stelle in der Sage von den Ahornhäusern die drei Kreuze vertreten – auseinanderstiebt. Noch näher aber stellt sich zu unserer Sage folgende ebenfalls von Baader mitgeteilte Erzählung.[3]

Hexenversammlung verjagt.

In der Grafschaft Hohengeroldseck[4] ward einmal nachts ein Bauer durch unsichtbare Macht im Walde irregeführt. Nachdem er lange umhergestreift, hörte er ein schönes Tonspiel, auf welches er zuging und dadurch an ein kleines Schloss kam, dessen Fenster hell erleuchtet waren. Vergnügt eilte er hinein und traf viele Männer und Frauen, welche zu dem Tonspiel tanzten und ihn freundlich aufnahmen. Nicht lange hatte er dem Tanze zugesehen, so wurde er von einem reichgekleideten Mann gefragt, wie es ihm hier gefalle. Auf die Antwort: recht gut, hielt ihm derselbe ein Buch und eine Feder hin und sagte: „Ihr könnt auch Mitglied dieser Gesellschaft werden, wenn ihr in das Buch mit eurem Blute euch


  1. Volkssagen aus Baden. Karlsruhe 1851. Nr. 168, S. 152.
  2. Bei Rastatt.
  3. Bei Baader Nr. 111, S. 100.
  4. Bei Lahr an der Schutter.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXII. Hanstein, Bonn 1894, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXII_077.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)