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wo die Pfosten der Zugbrücke standen. Man erzält, daß der Son des Königs die Tochter eines Bauern liebte. Die Eltern derselben wollten sie im jedoch nicht eher zur Frau geben, ab biß seine Eltern kämen und darum bäten. Der Son bat vergebens. Der König sagte, das Mädchen möge gen biß sie der Teufel hole. Weinend gieng das Mädchen vom Felsen herab um nie wider zu keren. –


7 Der Lottelfelsen auf dem Nonnenberg

Südlich vom Geldfelsen auf einem andern Kopfe des Nonnenbergs ragt ein spiz zugender Felsen empor der eine breite Platte trägt. Er wird Lottelfelsen genannt, weil die Platte im Gleichgewicht ruhend lottelt d. h. sich bewegt wenn man auftritt. Aenliche Felsen finden sich noch öfters, am bekanntesten ist der auf dem Schneeberge. Der Lottelfelsen auf dem Nonnenberg soll vile Schäze bergen. Vier Jungfrauen müßen die Schäze hüten. Sie zeigen sich öfters in Nonnentracht, kommen aus dem Felsen hervor, springen juchsend den Berg hinab um sich an einer Quelle zu waschen. Dann keren sie weinend in den Felsen zurück um die Schäze zu hüten. Manchmal zeigt sich auch in einer Hölung des Felsen eine grosse Geldkiste. Der Teufel in Gestalt einer feurigen Kröte sizt darauf und hält den Schlüßel im Maule. Wer den Mut hat, dem Teufel den Schlüßel mit seinem eigenen Munde zu entreißen, kommt in Besiz des Schazes und erlöst die Jungfrauen.

Der Nonnenberg stet überhaupt im übelen Rufe. Oft hört der einsame Holzhauer hinter sich eine schwere Last herabfallen, one daß er beim Umwenden irgend etwas entdecken könnte.

Ein Mann suchte dort mit seinem Buben dürres Holz. Der Knabe fand unter einem Felsen eine Kiste voll der schönsten feinsten seidenen Bänder. Als er den Vater herbeirief, um im den Fund zu zeigen, war alles verschwunden.


8 Der Stul des heil. Quirinus

Auf einem Gebirgszuge der sich vom Frésillonkopfe zwischen weißer und roter Saar NW abzweigt ligt hart an einem Farwege ein Stein, der eine seßelartige Vertiefung zeigt. Der Sage nach soll der heil. Quirinus, als er aus dem heiligen Lande in die Waldwildnis der Vogesen zurück kerte, auf disem Steine ausgerut haben. Der Stein genießt in der Umgegend hohes Ansehen. Ein Kreuz ist auf im errichtet und die Inschrift eingemeißelt: Pierre S. Quirin 1852.


Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia IX. Marcus, Bonn 1881, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_IX_243.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)