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Stein, oftmals mit Ornamenten geziert bedeckte sie. Dise leztern Steine sind die Schlußsteine des Kirchengewölbes wie die Leute glauben.

Vor ganz kurzer Zeit giengen zwei Leute aus Walscheid auf die Dreiheiligen. Sie sahen dort einen spizen dreieckigen Stein auf einem anderen sten. Der eine hob den oberen Teil ab und sagte scherzend, er wolle sehen, ob in der Hölung des ersteren nicht ein Schaz verborgen sei. Stat dessen erblickte er aber eine risige Kröte. Entsezt liess er den Stein fallen und sprang mit seinem Gefärten wie toll den Berg hinab. Nach dem dortigen Glauben war es der Teufel, den sie in diser Tiergestalt erblickt hatten.

Ueber die Kröte als Teufelstier im elsäßischen Glauben vergleiche Stoebers Alsatia 1850, 51–52. Sagen des Elsaßes 244. 248. 346.


4 Schazgräber bei St. Leon

St. Leon, einst ein festes Schloß der mächtigen Grafen von Dagsburg, aus deren Geschlecht Pabst Leo IX hervorgieng, ist jezt eine besuchte Wallfartskapelle, in der Nähe von Walscheid. –

Dort gruben einst zur Nachtzeit zwei Männer unter einer Haselnußstaude nach Geld. Sie wurden durch den Ruf eines unbekannten Vogels, der schauerlich klang, erschreckt und liefen voll Angst nach Hause. Wenige Tage später kamen merere fremde Männer von Cirey her; sie hatten Schriften bei sich, in denen stand; daß am Fuß des Leonsberges ein Schaz vergraben sei. Die fremden Männer suchten die beiden Schazgräber auf und ließen sich genau die Stelle weisen, wo sie gegraben hatten. Dort begannen sie aufs neue und fanden wenige Schritt tiefer, den Schaz. Siben Maulesel sollen erforderlich gewesen sein, das Geld fortzuschaffen. Die Walscheider Männer erhielten keinen Dank. Aber nach acht Tagen brachten unbekannte Leute inen ein Par Ochsen, wie man sie so schön im Dorfe nie gesehen hatte.


5 Der Pilger

Ein Pilger, der sich in Walscheid in verschidenen Häusern aufhielt und von Almosen lebte, hatte einen alten Sack, welcher aus 99 Stücken zusammengesezt war, auf dem Speicher eines Bauern ligen. Er wuste stets genau, wer in seiner Abwesenheit den Sack berürt hatte oder auch nur in seine Nähe gekommen war. –


6 Der Geldfelsen

Im roten Saartale auf dem Nonnenberg, auf dem noch jezt Spuren alter Befestigung sichtbar sind, ragt ein mächtiger, weithin sichtbarer Felsen empor. Die Leute nennen in Geldfelsen, die Wälschen „rocher du diable“. In alten Zeiten soll dort oben das Schloß eines Königs gestanden haben. Noch jezt erkennen die Leute in einigen Löchern, die in dem Felsen sind, den Ort,

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia IX. Marcus, Bonn 1881, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_IX_242.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)