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Walther Kabel: Das Neueste über Irrlichter. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 12, S. 234–236

entfernt wieder einscharren ließ. Dieser Versuch gelang ebenso vollständig. An dem alten Platze, wo das Rind zuerst gelegen hatte, blieben jetzt die Irrlichter aus, tauchten dafür aber an der neuen Stelle bereits nach einem halben Jahre wieder auf.

Als Mestrelle diese Resultate in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichte, stieß er bei den meisten Fachkollegen auf lebhaften Widerspruch, obgleich er für seine Untersuchungen und Beobachtungen genug Zeugen anführen konnte. Der Pariser Physiker Lormand war es dann, der, um Mestrelles Behauptungen nachzuprüfen, in einem Moor die Gehirne von ungefähr dreißig Rindern eingraben ließ in der Voraussetzung, daß diese am meisten phosphorhaltigen Körperteile ein besonders starkes Irrlichtererscheinen hervorrufen müßten, falls eben Dumas und Mestrelle ihre Angaben auf Tatsachenmaterial gestützt hätten. Schon nach elf Monaten war Lormand völlig bekehrt. Denn die Irrlichter tauchten an dem fraglichen Orte tatsächlich auf, wodurch alle Zweifel an der vollen Wissenschaftlichkeit der Mestrelleschen Experimente beseitigt wurden.

Die Frage nach der Herkunft der unheimlichen bläulichen Flämmchen dürfte hiermit endgültig gelöst sein. Nicht elektrische Kräfte, nicht Sumpfgase lassen sie aufleuchten, sondern die sich unter besonderen Bedingungen an der Luft entzündenden Verwesungsgase tierischer Körper.

W. K.
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Walther Kabel: Das Neueste über Irrlichter. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 12, S. 234–236. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Neueste_%C3%BCber_Irrlichter.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)