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Walther Kabel: Das Nest der Kronprinzessin (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 2)

Das Nest der Kronprinzessin. – In der Nähe des dem Könige von Rumänien gehörigen Schlosses Pelesch hat sich die durch ihre Schönheit berühmte rumänische Kronprinzessin vor mehreren Jahren ein eigenartiges Lusthäuschen geschaffen, wie es wohl kein zweites Mitglied einer regierenden Herrscherfamilie besitzen dürfte. Zwischen den Wipfeln mehrerer riesiger Hochwaldtannen schwebt etwa acht Meter über dem Waldboden an starken Drahtseilen ein Häuschen, das eine im holländischen Stil eingerichtete Küche, ein Vorzimmer und einen Salon enthält – alles in Miniaturabmessungen, möbliert mit zierlichen Möbeln, und doch traulich und bequem. Dieses „Nest der Kronprinzessin“ wie man es im Volksmunde nennt, hat einen ebenso seltsamen Zugang und gleicht in dieser Beziehung einer kleinen Festung. Neben dem Häuschen erhebt sich ein hölzerner Wartturm, von dem aus eine Zugbrücke zu dem „Nest“ hinübergelassen werden kann.

Bei starkem Winde schwankt das luftige Gebäude ganz bedeutend. Als einmal an einem gerade recht stürmischen Tage der verstorbene König Georg von Griechenland „das Nest der Kronprinzessin“ besichtigte und den herrlichen Fernblick von der um das Häuschen herumführenden Galerie genießen wollte, mußte er schleunigst wieder zur sicheren Erde hinabsteigen, da

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Walther Kabel: Das Nest der Kronprinzessin (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 2). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Nest_der_Kronprinzessin.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)