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Die Dampfmaschine steht in unmittelbarer Verbindung mit den Trommeln und es kann, je nachdem den letzteren eine Drehung nach rechts oder nach links gegeben wird, das Kettenschiff vor- oder rückwärts bewegt werden.

Die Steuerung des Schiffes wird durch zwei Steuerruder d bewerkstelligt, von denen das eine vorne, das andere hinten angebracht ist, und welche beide von einem gemeinsamen Punkte aus dirigirt werden.

Die gesammte Vorrichtung bedingt — wie dies auch in dem citirten „Prospecte über die Kettenschleppschifffahrt“ hervorgehoben wird — daß das Schiff beständig unter der Kette liegen bleibe, nicht wenden, sondern nur vor- oder rückwärts fahren, und auch einem ihm an derselben Kette begegnenden Schiffe nicht ausweichen könne.

Das Schiff selbst ist in allen seinen Theilen, mit Ausnahme des Verdeckes, aus Eisen geformt, hat 170 engl. Fuß Länge, 22 engl. Fuß Breite, taucht mit vollständiger Ausrüstung blos 17 engl. Zoll tief ein, besitzt eine Maschine, die mit circa 60 Pferdekräften arbeitet, und schleppt 3 bis 6 Fahrzeuge, welche mit 30.000 Centnern Ladung die 3/4 Meilen lange Fahrstrecke in circa 30 Minuten zurücklegen. Der Kohlenconsum beläuft sich, vorausgesetzt daß das Schiff täglich 16 Stunden hindurch unter Dampf liegt, auf 41/4 Tonnen pr. Tag, also etwa 1500 Tonnen pr. Jahr; wogegen gleichkräftige Raddampfer, auch bei auf eine geringere Anzahl von Tagesstunden und Jahrestagen eingeschränkter Thätigkeit, das vierfache Kohlenquantum bedürfen.

Der Betrieb der Kettenschleppschifffahrt bei Magdeburg ist daher, trotz der bedeutenden Stromgeschwindigkeit und der durch die Brücken hervorgerufenen Schifffahrtserschwernisse (oder vielleicht zum Theile auch gerade wegen der letzteren, welche für die anderen Fahrzeuge schwerer in’s Gewicht fallen, als für die Kettenschiffe) ein ganz lohnender, und diesem Umstände muß es zugeschrieben werden, daß man sich entschloß, die erwähnten weitergehenden Unternehmungen auf der Elbe in’s Leben zu rufen.

Die zweite Gattung von Kettenschleppschiffen, construirt nach dem Systeme Bouquié, findet sich auf dem Canal Willebroeck vor, welcher von Brüssel nach Mecheln und Antwerpen führt. Die Zugsvorrichtung ist hier an der Außenwand (Langseite) des Schiffes angebracht und besteht aus einer gußeisernen Scheibe, welche nur in dem oberen Theile mit der über sie hingeführten Kette in Berührung kommt, und um das Gleiten der letzteren zu verhindern, mit einem stählernen Zahnkränze umgeben ist, dessen Vorsprünge die genau auf sie passenden Keltenglieder fassen und bei der Umdrehung der Scheibe vorwärts schieben.

Eine sowohl aufheb-, als nach beiden Seiten hin umlegbare Preßrolle hält durch ihr Gewicht die Kette nieder. Diese selbst wird durch Leitrollen aus dem Wasser gehoben und in einer hölzernen Rinne der Kettenscheibe zugeführt.

Die Kette hat eine Gliederstärke von 16 Millimeter (3/5 Wiener Zoll), der Dampfer eine Maschine von 12 Pferdekräften.

Weitere Daten über die Größe des Verkehrs, die durchschnittliche Fahrzeit, den Kohlenverbrauch etc. konnten vor der Hand nicht ermittelt werden; wohl aber läßt sich, nach den während einer Fahrt auf dem Canal Willebroeck gemachten Wahrnehmungen, constatiren, daß die Kette, bei dieser Art des Gebrauches, einer raschen Abnützung unterliege.