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ein Geräusch aufgeweckt, unter Umständen, welche naturgemäß zu großer Behutsamkeit veranlaßten, und nach wenig Minuten bemerkte er, daß sein Mund weit offen stand. Er wurde sich dann dessen bewußt, daß er ihn deshalb geöffnet hatte, um so ruhig als möglich zu athmen. Diese Ansicht erhält noch durch die entgegengesetzte, bei Hunden vorkommende Erscheinung Unterstützung. Wenn ein Hund nach starker Köperbewegung keucht oder an einem sehr heißen Tage ruht, so athmet er laut; wird aber seine Aufmerksamkeit plötzlich erregt, so spitzt er sofort seine Ohren zum Horchen, schließt seinen Mund und athmet, wie es ein Hund zu thun im Stande ist, ruhig durch seine Nase.

Wenn die Aufmerksamkeit eine Zeit lang mit gespanntem Eifer auf irgend einen Gegenstand, äußern oder innern, concentrirt wird, so werden sämmtliche Organe des Körpers vergessen und vernachlässigt,[1] und da die nervöse Energie eines jeden Individuum der Quantität nach beschränkt ist, so wird nur wenig irgend einem andern Köpertheile übermittelt mit Ausnahme dessen, welcher zu der Zeit in energische Thätigkeit versetzt wird. Viele Muskeln neigen daher zur Erschlaffung und die Unterkinnlade sinkt durch ihr eigenes Gewicht herab. Dies dürfte das Herabsinken des Unterkiefers und den offenen Mund bei einem Menschen erklären, welcher vor Verwunderung bestürzt und vielleicht schon wenn er weniger heftig afficirt ist. Wie ich in meinen Notizen verzeichnet finde, habe ich diese Erscheinung bei sehr kleinen Kindern bemerkt, wenn sie nur mäßig überrascht waren.

Es gibt noch eine andere und in hohem Grade wirksame Ursache, welche dazu führt, daß der Mund, wenn wir erstaunt sind, und ganz besonders, wenn wir plötzlich aufgeschrekt werden, geöffnet wird. Wir können eine ausgiebige und tiefe Inspiration viel leichter durch den weit geöffneten Mund als durch die Nasenlöcher ausführen. Wenn wir daher über irgend einen plötzlichen Laut oder Anblick zusammenschrecken, so werden beinahe sämmtliche Muskeln des Körpers unwillkürlich und augenblicklich in heftige Thätigkeit gesetzt, um uns gegen die Gefahr zu schützen oder um von ihr wegzuspringen, die wir ja gewohnheitsgemäß mit allem Unerwarteten associiren. Wir bereiten uns aber zu jeder großen Anstrengung unbewußter Weise, wie früher


  1. s. über diesen Gegenstand Gratiolet, a. a. O. p. 254.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/278&oldid=- (Version vom 31.7.2018)