Des Vaters, der, ihm zeigend, wie er weht,
Und wie er zeugt, ihn nährt mit ew’ger Speise.
Zur Engelsonne laß ihn sich erheben,[1]
Die dich zu dieser sichtbaren erhöht!“
Zur Andacht noch so freudig hingewandt,
Keins noch so ganz und innig Gott ergeben,
Das so zu ihm hin all sein Lieben wandte,
Daß in Vergessenheit Beatrix schwand.
Drob so in Glanz, daß nun mein Geist, der nicht
An Andres dacht’, itzt Andres doch erkannte.
Macht’ uns zum Mittelpunkt und sich zur Krone,
Süßer im Sang, als leuchtend im Gesicht.
Wenn dunstgeschwängert sie die Luft umzieht,
Und fest sich um sie legt als lichte Zone. –
Giebt’s viele schöne, köstliche Juwelen,
Nicht auszuführen aus des Reichs Gebiet.
Doch wer nicht selbst zu jenen Höh’n sich schwang,
Der lasse von den Stummen sich’s erzählen.
Gleich Nachbarsternen, die den Pol umkreisen,
- ↑ 53. Die Engelssonne, diejenige, welche, wie die irdische Sonne den Menschen, den Engeln Licht verleiht, also Gott.
- ↑ 61–63. Beatrix zürnt nicht, daß der Dichter, zu Gott gewandt, sie selbst vergißt. Aber noch ist er nicht reif dazu, sich ganz im Höchsten zu verlieren. Er wird daher vom Lächeln Beatricens zurückgerufen und befähigt, das zu schauen, was ihn umgiebt.
- ↑ [64 ff. Das erste Rad der sel. Theologen. Das zweite zeigt sich in 12, 5.]
- ↑ [67–69. Hof um den Mond.]
- ↑ 70. Dante, Gott als den König der Himmel betrachtend, nennt häufig die Seligen seinen Hof, die vornehmsten darunter seine Grafen, Patricier etc.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_456.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)