Auch ließ die Glut mich weiter nicht nach innen.
Erbot ich mich, in Allem ihm zu dienen,
In solcher Art, der gern der Andre traut.[1]
Tilgt deine Spur in mir nicht Lethe’s Flut,
Und ewig wirst du meinen Dank verdienen.
So sprich, warum? Sprich, weshalb eben wieder
So liebevoll auf mir dein Auge ruht?“
Die theuer sind den Herzen fort und fort,
Sinkt nicht der Neuern Sprache ganz darnieder!““
Zeigt’ er mit seinem Finger hin auf Einen,
„Der Sprache bess’rer Schmied war Jener dort,
Unüberwunden ließ; und Thoren sind,
Die ihn von Gerault übertroffen meinen.
Gerichtet werden Meinung und Gesichter;
So läßt Vernunft und Kunst sie taub und blind.
Deß Lob so Viele schrie’n, weil Andre schrie’n,
Bis Wahrheit ihn besiegt und andre Dichter.
Daß dir’s erlaubt ist, zu dem Kloster droben,
Wo Christus selber Abt ist, hinzuziehn,
Bei ihm für mich, so weit’s in dieser Welt
Noch noth für uns, die wir der Sünd’ enthoben.“
- ↑ 105. Mit treuherzigem und die wahre Gesinnung aussprechendem Wort.
- ↑ [112. Ehrerbietig, wie Hölle 15 den, um gleiche Sünde verdammten, Brunetto, redet Dante den Guido mit „Ihr“ an.]
- ↑ 115. Der Schatten, auf den hier Guido hinzeigt, ist Arnaut von Perigord, ein provenzalischer Dichter, so wie Gerault von Limoges, welcher im 120. Verse erwähnt wird. Beide im 12. Jahrh.
- ↑ 124. Guittone von Arezzo, ist bereits oben Ges. 24, V. 57 erwähnt worden.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_346.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)