Das Blut zu rächen, das für schnödes Geld
Judas verkauft, den Titus auserlesen,
Und Nachwelt gilt, geschmückt mit höchstem Preise,
Doch war noch nicht vom Glaubenslicht erhellt.
Daß Rom mich Tolosanen rief und hoch
Mich ehrte mit verdientem Myrtenreise.
Von Theben hab’ ich, vom Achill gesungen,
Erlag der zweiten Last im Tod jedoch.
Der göttlichen, die Funken ausgesprüht
Und Tausende mit ihrem Licht durchdrungen.
Sie nur war Mutter, Amme mir im Dichten,
Und ohne sie war ich umsonst bemüht.
Schien mir’s zu schwer, ein Jahr lang, noch im Bann,
Dafür auf die Befreiung zu verzichten.“
Mit einem Blick, der schweigend sagte: „Schweige!“
Doch weil die Kraft, die will, nicht alles kann,
Und, wie durch sie die jähe Regung blitzt,
Thrän’ oder Lächeln uns ins Antlitz steige,
Drum sah mir Jener, dem dies nicht entgangen,
Ins Auge, wo das Bild der Seele sitzt.
Begann er drauf, mir zugewandt, „so sprich:
Was blitzt’ ein Lächeln jetzt um deine Wangen?“
- ↑ 100. So menschlich schön es auch ist was Statius erklärt, so wird dies doch kaum als dem Orte und den Lehren Cato’s entsprechend anerkannt werden können.
- ↑ 103. In der Scene, welche den übrigen Theil des Gesanges ausfüllt, wird man bewundern, mit welcher Wahrheit, Schönheit und Eigenthümlichkeit der Dichter hier seinem Werke den Charakter und Reiz des Dramas zu verleihen gewußt hat.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_318.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)