Vom alten Feinde, sondern mache los[1]
Von ihm, deß Arglist reizt zu Sünd’ und Schulden.
Geschieht, thut Noth die letzte dieser Bitten,
Die dort noch sind in unentschiednem Loos.“
Die Schatten langsam unter schwerer Last,
Wie man im Traum oft ihren Druck erlitten,
Sie läutern sich vom Erdenqualm und tragen
Ungleiche Bürden, matt, doch ohne Rast.
Was kann für sie von solchen hier geschehn,
Die Wurzeln schon im bessern Sein geschlagen?
Daß sie der Erdenschuld sich bald entringen
Und leicht und rein die Sternenkreise sehn.
Um zu dem Ziel, das euch die Sehnsucht zeigt,
Mit freien Flügeln bald euch aufzuschwingen,
Weis’t uns den Weg, und gibt es mehr als einen,
So lehrt uns den, der minder steil sich neigt.
Von Adam her bekleidet und beschwert,
Muß wider Willen träg im Steigen scheinen.“
Und diese Rede ward darauf vernommen,
Doch wußt’ ich nicht, von wem ich sie gehört:
Dort ist ein Paß, nicht steiler, als der Fuß
Des Lebenden schon anderwärts erklommen.
- ↑ 20. Die Schatten bitten nicht: mach’ uns los – weil sie selbst, wie V. 22 ausgedrückt ist, den Versuchungen nicht mehr ausgesetzt sind.
- ↑ 31 ff. [Die Fürbitte derer im Fegefeuer für die Lebenden verpflichtet diese wieder zur Fürbitte für jene.]
- ↑ 37. Das Recht schafft ihnen Erleichterung, wenn sie die Schuld abgebüßt haben – das Mitleid, wenn Gottes Gnade auf frommes Gebet der Gläubigen die Zeit der Buße abkürzt.
- ↑ [43. Dieser – der Leib.]
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_258.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)