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Zum Möhlenthor aus, ihm wenig Manne,
Folgeten, so kam er durch die Auwe,
Heimlich zu der Stadt Güstraue,
Er ward gesuchet eben genug
Die von Güstrau kommen in Unfug,
Ihre Höfe und Scheuren werden verbrand
Der Fürst von Rügen folget zur Hand.
Im besten nach gegen Güstrau zu,
Herr Heinrich sprach, kommet ihr nu,
Und fing in der Kirchen gebunden,
Ihm schicket nach Parchim zu der Stunden,
Der Löwe trug dass nicht gefall,
Er zog nach Parchim im grimmen Schall,
Dem begegnet Herr Heinrich starck mit List,
Schlug ihr viel todt zu der Frist
Gefangen worden auch ein Theil,
Der Sterneberg ward die Flucht zu Heil,
Man saget der Löwe war nicht darneben,
Ein guter Hauptmann ist halber Leben,
So werden zu letzt also vereinet
Die weil der Fürst von Rügen gemeinet,
In treuen zu richten, so solte er loss
Ohne Entgeltniss, und ohne Verdross,
Wieder gegeben Gnoyen[s 1] die Stadt
Die er von der Zeit inne gehabt
So Herr Heinrich ermordet ward,
Die Gefangen worden loss die Farth,
Der Löwe hatte Schwan noch inne,
Herr Nicolaus dacht in seinem Sinne,
Die Gäste thun den Bauren gross Leyd,
Mit Rostock nahm er den Bescheid,
Sie solten ihn helffen und beystahn,
Lauw und Schwan er so gewann, Ehemahliges Schloß zu Schwan.
Das Schloss das that viel grosser Wehre,
Zu letzt sie worden Hülffe leere,
So fing Herr Nicolaus zu der Zeit,
Zehen Ritter auf den Schloss mit Streit,
Und dazu zwantzig Wapner gut,
Das daucht dem Löwen nicht seyn gut,
Er trachte auch, ob er möchte rächen,
Den Adell ümb Wahren (Warne) that er sprechen, Die Stad Wahren.
Die waren ihm hold und fand den Rath,
Ein Schüler er gar freundlich bat,
Der war des Obersten Rathsmanns Sohn,
Er soll abdrücken die Schlüssel schon,
So kreig er in den Stadt mit List,
Herr Nicolaus sammlet zu der Frist,
Schiff auf Rebel, Plaue, Malchaue,
Und fuhr zur Stadt gantz still genaue,
Hinten durch die Blancken bald,
Die Stadt gewonnen mit Gewalt,
Die Bürger möchten auch die Zeite,
Vielleicht seyn auf Herr Nicolaus Seite,
Des Adels wäre wass ümbsüss, al: umsust. s. umsonst.
Sie wurden gefangen, ihm geschah Unlust,
Denn als sie wolten ihre Herberge rahmen,
Die Bürger der Thore ware nahmen,
Und schlossen sie aus nach ihren Gefallen,
[634] So wurden sie das gefangen alle,
Parchim schatzte die wehrte Mann, al. satzte.
Erst nahmen die Herren Frede an,
Nicht lange Herr Nicolaus that Brutlacht[1]
Mit Rixa der Königin, aus Dennemarck bracht,
Da waren Renner und Stecher viel,
Und andere Freude war ohne Ziel


Das IV. Capitel.
Von Herrn Johann Herrn Nicolaus Sohn und seine Tochter.

DIe Königin gebahr dem Herrn einen Sohn, Johannis Vita.
Johann genant, war klug und schon,
Dazu ein Tochter hübsch und zart
König Erich aus Schweden verlobet ward,
Darnach ging abe und ward gegeben,
Graf Gerhard von Holstein ehlich leben,
Begab sich auch zur selben Zeit,
Von der Osten wegen ein grosser Streit.
Die hat verjagt Wisla von Rügen,
Thaten sich zu Herrn Nicolaus fügen,
Bey Ramelstorff der Streit geschach,
Die Rügen kamen in Ungemach,
Herrn Nicolaus fing der Rügen viel,
Er schätzte die Dörffer in grossem Ziel,
Darnach der Marggraff raubte und brant,
Bey der Thür die Wendische Land,
So bauet er erstlich da das Schloss,
Eltenburg schöne und war gross,
Da starb Herr Herrmann, und darnach,
Der Löwe unter seine Gewalt brach,
Ein Ritter genant von Goldstedt Johann,
Heinrich dem Todtschläger abgewann
Die Stadt Pentzlein in Herr Hicolaus Hand,
So ward loss beyde Leut und Land,
Wer Vater und Mutter Ehre nicht thut,
Man findet selten ihm kommen zu gut,
Herr Nicolaus ward darnach fast kranck,
Sein Bruder Johann das Land empfang,
So zog Er nach den Aertzten eben,
In Franckreich, solten ihm Hülffe geben,
Von Monpeler er ward erlöst
In etwas, und seiner Pein getröst.
Uebergab also das Regiment
Zu Doberan ward zu letzt gesendt.


Das V. Capitel.
Von Herrn Johann seinem Sohne und seinen zweyen Töchtern.

JOhann sein Sohn nahm fin, Liberi.
Mechthild Hertzog Otten von Stettin
Tochter, do dannen ward gebohrn
Herr Nicolaus der hat auserkohrn,
Des Graffen Tochter von Lindau bald,
Johann der starb und ward nicht alt,
Zwo Schwestern sie hatten, die eine die nam,
Graff Otten Schwerin, die ander kam
In das Closter Dobbertin
In Tugend, und beten that sie schien.


  1. Von Lachen, ridere. Laag, hebraica vox est risus: Alii, cum quibus facit Kestnervs, huc trahunt forte per jocum, vetustum & barbarum vocabulum Lachus Lache i. e. Signum, quod fit plerumque per incisionem. Lachbaume apud Saxones sunt Grentzbäume, Lachbüche, fagus terminalis, incisa, finalis, de quibus Polycarpvs Leyservs in opusculo de Lachis Loubae. Aliis cum Eccardo placet vocem Lache accipere pro collectione, conjunctione, conventu. Lechen, enim est fluere, unde lache, Latinum lacus, confluxus aquae, item Gelach, conventus vulgaris, conventiculum. Apud Kirchberg in Chron. rythm. Mecklenb. occurrit Lectio vocis Brutlachin; & videtur in animo habuisse vetustum Lachi, medicus, Lachin, remedium, quae vocabula habentur apud Notkervm Ps. LXXI. & Tatianvm c. 56. Fusius de hoc significatu Stiernhelm in glossario gothico voce Leik & Schiltervs d. l.

Anmerkungen Wikisource

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Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 633. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_633.jpg&oldid=- (Version vom 28.7.2023)