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Wolt ich nu gerne in Einfalt werden,
Ihn offt verzürnet auf dieser Erden,
So wolt in seiner Räthe Beywesen
Des heilgen Sacraments genesen,
Die heilige Oelung auch so bald,
Befohl sich so in Gottes Gewalt,
Und wolt zu Dobberan nach seinem Ende
Liegen, am Ort der Herren der Wenden,
Eines Löwen Nahm er billig hatte,
Mit Willen den Geistlichen nie entschatte, entschatten est censu et reditibus privare In al. legitur: er schattete.
Denn was er durch seine Räthe verfort; (verführt.)
Er steüret Placken, Rauben und Mord,
Seinen Armen er auch liess das Brodt,
Das Lohn er reich findet bey Gott.


Das LXVI. Capitel.
Von des Löwen Söhne Herrn Albrecht mit dem Zunahme der älter, u. Johann. wie die erst Fürsten des Heil. Römischen Reichs sind worden, den von König Pribisla Zeiten, bis an sie haben die Mitler Zeit gelebt, geheissen, die Herrn der Obotriten, Herrn von Mecklenburg, die Herrn der Wenden oder Werla und Herren von Rostock; aber Albrecht ward erst ein Hertzog von Mecklenburg und Johann sein Bruder ein Fürst von Stargardt.

ALbrecht folget seinem Vater nach, Albertus & Johannes, primi Duces & Imperii Germ. Principes.
Seine Oheimen und Räthe besuchen jach,
Des Königs von Schweden u. Norwegen Land,
Seine Tochter war Euphemia genant,
Freyeten, die Hochzeit ward bereit,
Und in die Stadt Rostock geleit,
Man liest von seiner Tugend gleich,
Kein Weiser entsprussen aus dem Reich
Soll seyn, der Adel hatte sein Land
Vom Vater meist zum Unterpfand,
Der einer dem andern nach seinem Gefalle
Schatzet, und raubet mit Heeres Schalle,
Zuletzt must auch ihr Jaherr seyn,
Er trieb ein Schimpff; war klug und fein,
Er begreiff einen Vogel und pflücket den eben,
Bloss und sprach, möcht er wohl leben?
Der Adel sprach, das wäre ihm Kunst:
Der gleich: wolt ihr fort haben mein Gunst,
Mein Floch-Feder die, mir ausgeraufft,
Mir gebet, er löst das, was verkaufft,
Und straffet Frevel und Muthwille,
Die Strassen hielt er rein und stille,
Die Ratten-Neste er auch mit Liste,
Stöhret, sie solten nicht mehr niste.
So bracht die Seinen in friedsahm Wesen,
Dass einer mögt bey andern genesen
Sein Süster Agnes gab er behende,
Herr Nicolaus, war ein Herr der Wende,
Geschah durch Päpstliche Gnade und Milde,
Herr Nicolaus was ein Räuber wilde,
Nach seinem Todt ihn klagten sehre,
Die pflegten zu machen die Wagen leere.


Das LXVII. Capitel.
Wie Herr Albrecht beraubet ward zu Blanckenberg in Düringen von dem Graffen von Schwartzburg in Zeiten als er von wegen seines Schwagers Magni des Königs von Schweden und Norwegen seiner Frauen Bruder zog zu Kayser Ludewicus.

Der König von Schweden u. Norwegen reich Alberti dissidia Schwartzburgensia.
Magnus sein Schwager, bat do gleich,
Er wolt sein Werb an Kayser tragen,
Ludevicus nach Kärnten thät er jagen,
Und als er kam gegen Erfurth ein,
Der Rath schencket ihm Futter und Wein,
Zwene Tage ihm thaten Freud und Ehre,
Dann von ihm saget man süsse Mähre,
Er hielt sein Strass von Placken rein
Den Kauffmann lobt das Rüchte gemein.
Von Schwartzburg Graff Günther was
Sein Geleitsmann, so zog er fürbass,
Der Herre, der Graff blieb aldo,
Sein Vätter der Greiff bey Blanckenberg noh.
Den Herrn mit allen seinen Gefehrte
Von Blanckenberg satzte zu Ranis harte,
So schrieb von Sachsen Rudolph bald,
Mit dem Rathe mannigfalt,
In Kärnten dem Kayser zu Meran,
In Betrübnis er die Mähre hört an.
Zu letzt so ward der Herre loss,
Wie wohl sein Niederlage Schaden gross
Ihm bracht, er liess die Reise nicht nach
Stadt Nornberg sah sein Ungemach,
Er ward daselbst von neuen geruft,
Den Kayser verdross des Herren Unlust,
Den Marggraffen von Meissen die Rach befohlen
Der brand die Gegend schwartz als Kohlen,
Die von Erfurth thaten mit das Beste,
Sie brachen ihm abe Borg und Veste,
Man siehet die Zeichen noch zur Zeit,
Viel Gutes selten bringet der Streit,
Und als sein Schwager nahm die Cron,
Zu Stockholm von dem Bischoffe schon,
Seiner Bothschafft Relation erthat,
Gar schon, und kriegt do Ritter-Stadt.<poem>


Das LXVIII. Capitel.

Von einen Streit den er gethan mit Hertzog Bugslaff, Barnim und Uratislaus von Stettin und das Land Rugen, und wie Wittenburg die Grafschafft von ihm gegen Schwerin gelegt.

<poem>IN denselben Zeiten begab, Pomeranica.
Er Gemeckin Kossau hielt den Stab,
Mit Wedige Bugenhagen eben;
Grimme bey Nacht ward ihm gegeben,
Und stund die Zeit allding in Frist,
Gripswald, Albrechte klaget die List,
Sie hatten ihre Treue des gestalt,
Niemand solt geschehen Gewalt,
Hertzog Albrecht gewon wiederumb die Stadt,
Wedige Bugenhagen nahm nicht Rath.

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 617. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_617.jpg&oldid=- (Version vom 26.7.2023)