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als die Art, womit er mich aufnahm. Ich fand an ihm einen Mann von vieler Lebensart, Höflichkeit, Gefälligkeit und Gesprächigkeit. Von seinen musikalischen Schriften kann man mit Recht sagen, daß sie zahlreicher und nützlicher sind, als die Schriften irgend eines Andern, der über diese Materie geschrieben hat [H 1]. Er war vielleicht der erste Theorist, den Personen von Geschmack die Geduld haben konnten zu lesen; so geschwätzig und pedantisch waren die muskalischen Schriftsteller, die vor ihm schrieben.

Anmerkungen (H)

  1. Herrn Marpurgs schriftstellerische Ehre verliert gewiß nicht das geringste, wenn sichs auch finden sollte, daß er nicht der voluminöseste unter allen gewesen wäre. Der Uebersetzer hat eine wahre Hochachtung für Herrn Marpurgs Person und Verdienste, und diese Note hat nichts weniger zur Absicht, als einen Vergleich zu Herrn Marpurgs Nachtheile anzustellen. Allein man ist auch den Verstorbnen Gerechtigkeit schuldig. – Mattheson hat ganz gewiß mehr geschrieben, als Herr Marpurg. Ich besuchte den ersten einst als er 72 Jahr alt war. Während unsrer Unterredung, die wegen seiner Taubheit nicht schnell seyn konnte, indem man das, was man ihm sagen wollte aufschreiben mußte, fragte ich ihn nach der Anzahl seiner edirten Werke? seine Antwort war, „ich bin 72 Jahr alt, und eben so viel Bücher habe ich schon drucken lassen; und eben so viele Werke habe ich noch im Mscrpt. liegen.“ Ich fragte ihm halb im Scherze, ob er mich nicht zum Erben dieser Handschriften einsetzen wollte? „Nicht nur das, war seine Antwort, sondern Sie sollen sie grössesten Theils gleich haben, mit der Bedingung, daß Sie jährlich wenigstens Eins davon in den Druck geben wollen.“ Indessen war