Auf die Erde verbannt, tasten sich vorwärts unsere Seelen
Blinde, erblindet durch mystische Schuld der Geburt, durch die Zeiten,
Zu ihren zehrenden, klagenden, jauchzenden Geigen, ihr Herzen,
Improvisierend geneigt, im Fieber der Saiten.
Wirbelt ihnen aus Tönen, in musikgewordenem Zauber.
Und ihre lebenden Geigen, wie in Knäuel geballte Flammen im Winde,
Winden sich unter dem Griffe etherischer Finger in wilder Extase.
Wem gilt dein klagendes Lied, o Herz, der ängstliche Aufschrei
Wie vergeblich pochendes Sehnen dem Traum zu entrinnen
Auf heißem Lager, im Alpdruck unendlicher Welten.
Gärten gigantischer Blüten entströmen in Düften den Tönen,
Aus allen Himmeln saust uns entgegen der Geister Triumphflug.
Scheucht aufwühlend die Windsbraut der Funken aus azurnem Feld.
Aller Meere wallendes Sieden brandet darin an schaumichten Rudern,
Zwielicht der Räume, die beben im Fluge unheimlich wehender Flügel,
Wogen der Zeiten, die weinen, wie Wässer krystallreiner Bronnen,
Bitter, wie Sträucher verlorener Gärten atmen dort Frauen ins Antlitz der Zeiten,
Auf nächtigen Pfaden glühenden Windes, Küsse verstreuend,
Schimmer des Mondes läutet zur Lust, wie silberne Schellen
Oberhalb weißer Knöchel der tanzenden Sklavin.
Fürsten, Propheten, Gottheitentflammte, Heilige, Elende
Mißklang verklungener Leben, Verzweiflung im heiligen Kampfe,
Auch künftiger Morgen schüchternes Dämmern, blutrotes Glüh’n.
Otokar Březina: Hände. Moriz Frisch, Wien 1908, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BrezinaH%C3%A4nde21.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)