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Der mit heimlichen Gewalten

Ihrer Seele Bund geschlossen.

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„Da ich früh heut am Altare

Einen Rosenkranz geflochten,
Fühlte ich in dem Gesange,
Liebe, mich an dich verloren.

Durch die Rosen meines Kranzes

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Und durch meines Blutes Rosen,

Die in Lieb und Andacht wachsen,
Flocht ich deine Töne golden!“ –

„Da ich dich gesehn beim Mahle
Mit dem Knaben, Lamm und Vogel,

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Fühlte ich ein tief Erbarmen,

Daß ich hier so einsam wohne.

Wie ein Himmelsglanz die Kammer
Heilgen Mönchen in Visionen
Füllet, also füllte strahlend

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Mich Verlangen, Lieb und Hoffen!“


Um sich blicket Rosablanke,
Sieht das Stübchen wohl geordnet,
Spiegelblank sind Stuhl und Tafel,
Schrank und Wand von edlem Holze.

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Reicher Stoff in reichen Falten

Schwebet um der Fenster Bogen,
Und ein Bilderteppich spannet
Augerquickend sich am Boden.

Und wo es erwünscht, da ragen

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An den Wänden, halb erhoben,

Kunstgebildete Gestalten:
Mensch und Vase schön geformet.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)