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fahren vmbs Lohn / in den Fürstl. Eisen- vnd Holtzhandel / die übrigen / so der Pferde bloß stehen / behelffen sich deß Holtzhauens vnd Kohlens.

Es ist ein vhraltes Stättlein / vnd vor diesem mit Mauren vnd Wällen / wie die rudera vnd fragmenta außweisen / wol versehen / vnd sehr fest gewesen / aber nachgehends beleget vnd verstöret worden / welches dann nicht allein die Lauffgraben / sondern auch die alte Schantze / so gegen Mitternacht / hart vor dem Stättlein liget / vor Augen stellet.

Anno 1559. vnd also nunmehr für 94. Jahren / Dienstags nach Quasimodogeniti, war der 4. Aprilis, vmb 4. vhr Nachmittags / da die Leute meistentheils zu Holtz vnd Felde gewesen / ist durch Gottes Verhängnuß in Haßlevelde eine vhrplötz- vnd erschröckliche Fewersbrunst entstanden / darinnen Kirch / Pfarr / Schuel / Rahthauß / vnd fast die gantze Statt zu grunde verbrant / vnd eingeäschert worden. Wie man beglaubte Nachricht erhalten / so ist dieses grosses Vnglück dadurch verursachet / daß die Kinder kurtz zuvor die Oesterlichen Feyertage über das Osterfewer / oder wie man es deß Orts nennet / den Bockshorn / vor dem Flecken brennen / vnd dabey allerley Vppigkeit treiben sehen / solches nachzuöhmen / haben die einfältigen Kinder Strohe auff einen Schweinskoffen zusammen getragen / vnd dasselbe angestecket / darauß der vngeheuer grausame Brant in eiligster eil dermassen überhand genommen / daß derselbe gar nicht zu tilgen / vnd fast alle menschliche Hülffe außgewesen.


Heelen.

Ist ein wolgebawtes Adeliches Hauß vnd Sitz / deren von der Schulenburg / ist Anno 1559. an dieses alte vornehme Adeliche Geschlechte / der Schulenburg gekommen / welches von Keyser Carolo Magno auß Franckreich vnd Gelderland (woselbst annoch ein Castell gleiches Nahmens ist) in Sachsen gebracht / vnd mit vielen ansehentlichen Gütern / sonderlich in der Chur- vnd Marck Brandenburg / Meissen / Magdeburg / Pommern vnd Laußnitz begnadet worden. Es hat Fritze von der Schulenburg / Obrister / vnd Fürstl. Braunschweigischer Raht / diesen Sitz von Heinrichen dem Jüngern / Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / nach Abgang deß Adelichen Geschlechtes von Frencke / für seine getreweste Dienste zu Lehen bekommen / vnd nachgehends / wie vnter seinem außgehauenen Bildnuß zu lesen / in fünff Jahren mit aller Zubehör / vnd zwart von grund auß / mit grossen Vncosten ansehentlich erbawet / vnd über das viel zu Stipendiaten vnd Armen Gelder legiret. Dieser ist Anno 1589. ohne Erben verstorben / vnd sind die Lehengüter vff seines Brudern Sohn vnd Vettern verstammet.

Es ligt dieses Adeliche Hauß (worzu etzliche Dörffer / mit Ober- vnd Vntergerichten / neben andern Pertinentien gehören) an einem sehr lustigen vnd bequemen Ort / deß schiffreichen Weserstroms / im Fürstenthumb Wolffenbüttel / eine viertel Meile vnter dem Stättlein Bodenwerder / vnd zwo Meile oben der Statt Hameln.


Hedemünden.

Ist ein Stättlein / Fürstenthumbs Calenberg / eine Meil über Münden / an der Werra gelegen / die Einwohner nehren sich mehrentheils vom Ackerbaw.

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_167.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)