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Friedenwunsch.

Der Sitz Friedenwunsch ist ein Adelicher Sitz / im Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel gelegen / welchen / nach dem das darbey ligende Dorff Ildehausen / Gerichts Kirchbergen / von den Keyserl. zur Occupation der Fürstl. Braunschweigischen Bergstätte commandirten Regimentern / in anno 1626. neben Kirchen vnd Schulen / in die Asche geleget / hat der Fürstl. Braunschweig-Lüneburgische Berghauptman / Daniel von Campen / ausserhalb gemeldten Dorffes / Anno 1646. von newem gantz auffgebawet / vnd mit einer zimblich tieffen Wassergrafft vmbzogen: Kirchen vnd Schulen aber haben dessen Söhne / Thomas Ludolff / vnd Joachim Wilhelm von Campen / noch bey Lebzeiten ihres Vatters / auch wiederumb erbawen / vnd die Kirche gantz zierlich einrichten lassen. Vnd dieweil vorgedachter Berghauptman von Campen / vnter denen zu Oßnabrück vnd Münster gepflogenen Friedens-Tractaten / mit solchem Haußbaw verfahren / Als hat er / auß sonderlichem Verlangen nach dem lieben Friede im Heiligen Römischen Reiche / es Friedenwunsch genant; liget nicht weit von der beruchtbarten Passage dem Hartzherne / vnd dem Keyserl. freyen Weltlichen Fräwlein-Stiffte / auch Fürstl. Braunschweigischen Ampte vnd Statt Gandersheimb: Hat / wegen herumbligender Felder vnd Höltzer / eine zimbliche lustige gegend / der Ackerbaw vnd Wiesenwachs ist allda mittelmässiger Güte / auch das Ort / wegen frischer Lufft / vnd wolschmeckenden klaren Wassers / einer gesunden Pflege.


Fürstenberg.

Das Fürstliche Braunschweigische Wolffenbüttelische Schloß vnd Ampthauß Fürstenberg / soll von den Ruhe-Graffen von Dassel fundiret / vnd hernachmals von Hertzog Heinrichen dem Aeltern renoviret / vnd der Nahme anfangs dahero entstanden seyn / daß / weiln der Berg / worauff das Hauß gefasset / so nahe der Forst oder dem Holtze gelegen / es Forstenberg genennet worden / Etliche aber / daß / wie der Berg den Fürsten von Braunschweig / sampt der Graffschafft Eberstein angefallen / vnd zu dero Zeit von denselben in etwas renoviret / wäre es von den Leuten Fürstenberg genennet worden.

Dieses Hauß vnd Ampt soll folgender gestalt auß der vorgemelten Ruhe-Grafen Hände kommen seyn; nach dem der Graff sich mit einem Fräwlein von Schelnstein ehelich eingelassen / vnd die Herrschafft Schelnstein eine Voigtey zu Northeimb zu exerciren / vnd deßwegen daselbsten einen Voigt / ihre jura zu beachten / sitzend gehabt / deßwegen gemelte Herrschafft mit dem Stifft daselbsten in Streit vnd Irrunge gerahten / worinn mehrgedachter Graff von Dassel / als ein junger hitziger Herr / wegen angefangener Freundschafft sich auch gemischet / vnd durch etlicher Leute Anhetzung / Rahts worden / das Stifft vnd Closter in Northeimb auff eine bestimpte Zeit / in Brand stecken zu lassen / Massen dann erfolget / vnd noch heutige Stunde die daselbst verhandene rudera, sonderlich der gewesenen stattlichen Kirchen noch stehendes Maurwerck / bezeugen. Worüber dann dieser Graff für dem Röm. Reich / auch dem Papst / von dem Orden deß Closters hart angeklagt / auch bannisiret / endlich aber durch vornehmer Herren vnd Potentaten Vermittelung / wieder perdoniret worden / solcher gestalt / daß er vnter andern Puncten / für solche Außsöhnung / Fredelslohe / woselbsten das mahl noch eine kleine Capell gestanden / vnd eine grosse Walfahrt dahin gelegt gewesen / ein Closter bawen / sich seiner Heyraht begeben / vnd die Braut in sothanes Closter /

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_120.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)