Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 024a.jpg

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Hertzog Albrecht von Sachsen nicht friedlich seyn wollen / sondern weiln Er von deß Letzten Hertzogs von Lüneburg / Herrn Wilhelmen Tochter gebohren war / vermeynete Er näher Recht darzu zu haben. Als Er derwegen in güte nichts erlangen konte / überzog Er auff Befehl Keyser Carl deß Vierdten das Land Lüneburg / mit einem Kriegsheer / brachte es / vnerachtet Hertzog Magnus Ihm nach Mögligkeit Widerstand thate / vnter seine Gewalt / vnd ward von bemeldtem Keyser im Jahr 1372. zum Hertzogen zu Lüneburg bestättiget / vnd bekräfftiget / Hertzog Magnus hingegen / weil Er auff deß Keysers Citation nicht erschienen / in die Acht erkläret / vnd deß Fürstenthumbs Lüneburg entsetzet. Ward also dasselbe von Hertzog Albrechten zu Sachsen bey die 14. Jahr lang regieret / biß Er Anno 1385. vor dem Hause Ricklingen / zwo Meilen von Hannover gelegen / welches Er belagert hatte / verwundet worden / vnd vmbkommen. Ob nun zwar dieser Hertzog Albrecht den Lüneburgern gerahten / daß sie nach seinem tödtlichen Abgange / Hertzog Bernharden / Hertzog Magni Torquati Sohn / zu ihrem Landesfürsten wieder annehmen solten / so ist dennoch solches / weiln Er damals gefänglich gehalten worden / verblieben / vnd Hertzog Wentzel zu Sachsen / Hertzog Alberten Vetter / zum Landesfürsten hinwieder erkohren vnd angenommen. Daher dann zwischen demselben vnd den Hertzogen von Braunschweig grosser Zwiespalt / vnd endlich offentlicher Krieg entstanden / welcher dahin außgeschlagen / daß Hertzog Wentzel / wie Er eine Burg nach der andern eingenommen / sich auch vor Zelle / woselbst Hertzog Heinrich zu Braunschweig / vnd seine Fraw Mutter / Fraw Catharina / verwitwete Hertzogin zu Braunschweig Lüneburg vnd Sachsen sich auffhielten / gemachet / vnd selbiges Schloß belagert. Ob Er nun zwar dafür plötzlichen Todes gestorben / haben dennoch seine Beyständer / der Bischoff von Minden / die Grafen von Schauenburg / Hoya vnd Regenstein / auch der Statt Lüneburg Völcker / die Belagerung ernstlich fortgesetzt / biß endlich Hertzog Friederich von Braunschweig seiner Fraw Mutter vnd Herrn Bruder zu Hülffe kommen / dem Feinde bey Winsen an der Aller eine Schlacht geliefert / vnd Ihm obgesieget / darauff dann nicht allein die Belagerung auffgehoben / sondern auch die Statt Lüneburg genöthiget worden / Hertzog Bernharden für ihren Landesfürsten anzunehmen / vnd auß seinem Gefängnuß mit 7000. Goldgülden zu lösen. Inmassen solches von ihnen geschehen / vnd hat also Hertzog Bernhart im Jahr 1388. die Regierung deß Fürstenthumbs Lüneburg übernommen / vnd bey die eilff Jahr lang geführet. Nichts desto weniger hat gleichwol die Statt Lüneburg so wol Hertzog Heinrichen / als Hertzog Bernharden / vor ihre Landesfürsten erkennen / vnd Ihnen huldigen müssen. Als nun im Jahr 1400. Hertzog Friederich von Braunschweig zu Franckfurt am Mayn zum Römischen König erwehlet / vnd in der Rückreise / auß den Historien bekanter massen / vmbgebracht ward / dadurch dann das Land Braunschweig wiederumb an obbemeldete seine beeden Herren Brüder gefallen / so haben Sie sich darüber dergestalt verglichen / daß Hertzog Bernhard regierender Herr deß Fürstenthumbs Braunschweig worden / vnd Hertzog Heinrichen das gantze Fürstenthumb Lüneburg überlassen / welches Er auch an die 16. Jahr allein regieret. Anno 1416. ist Er mit Tode abgangen / vnd Ihm in der Regierung gefolget sein Sohn Wilhelm / der Hertzog mit den sieben Hauptstreiten genant / nach dem derselbe die Regierung deß Fürstenthumbs Lüneburg bey 12. Jahr lang geführet / haben sich zwischen Ihm vnd Hertzog Otten / zugenant mit dem scheiffen Beine / oder der grosse Otte von der Heyde / Hertzog Bernharden zu Braunschweig Sohn / schwere Irrungen erhoben. Sintemal dieser Hertzog Otto Hertzog Wilhelmen in seinem Abwesen in das Fürstenthumb Calenberg (als welches er nebenst dem Lüneburgischen Fürstenthumb gehabt) gefallen / vnd das Vieh darauß weggeholet. Welches zu rächen Hertzog Wilhelm nach seiner Wiederkunfft das Land Braunschweig hinwiderumb feindlich überzogen / durchstreiffet / vnd etliche Orte darin eingenommen. Es ist aber die Sache bald darauff zu

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_024a.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)