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Wenn W. meint, die christliche Urapok. habe mit 14,14-20 geschlossen, so hat er das eben nicht bewiesen. Wir fanden hier gerade ein zwar ursprünglich messianisches, aber nun zu einem Vorspiel degradiertes Gericht. Wenn W. Spitta folgend aus dem unbekannten Namen des Messias auf eine jüdische Quelle schließt, so könnte man mit demselben Recht die bekannten gnostischen Phantasien über den Messiasnamen für jüdisch erklären. Außerdem muß auch W. V. 13b. V. 15a. (V. 16?). V. 20 mit Ausnahme der ersten vier Worte dem Bearbeiter letzter Hand zuweisen. Es gehört mir zu den „zweifellosesten Ergebnissen“, daß 19,11 durchweg — die Herübernahme traditioneller Elemente ist dabei natürlich nicht ausgeschlossen — in ihrer jetzigen Form vom Apok. letzter Hand stammt. V. 19 weist so bestimmt auf 17,14 zurück, daß wer 17,14 dem letzten Bearbeiter zuschreibt, auch diesen Vers und damit den Mittelpunkt unsres Stückes derselben Hand zusprechen muß. Tatsächlich steht unser Abschnitt mit fast sämtlichen Teilen der Apk in enger Beziehung: Kap. 1-3. 12. 14; dazu kommen Kap. 13. 16,14; 17,14 (vgl. 19,19-21); 6,15 (vgl. 19,18). Die bisher gesponnenen Fäden läßt der Apok. hier an einem Punkte zusammenlaufen. Das Kind, dessen Geburt in Kap. 12 berichtet war, das die Heiden weiden sollte mit ehernem Szepter, und das bisher zum Himmel entrückt war, kehrt nun wieder und tritt sein großes Amt an. Das Tier und der Pseudoprophet, die beiden Feinde in Kap. 13, treten auf und gehen ihrer endgültigen Vernichtung entgegen. Mit ihnen erscheinen die Könige der Erde, deren Sammlung der Apok. 16,14; 17,14 vorbereitet hatte, und das Gericht, das jene schon 6,15 bei dem gewaltigen Erdbeben herankommen sahen, das trifft sie jetzt. So klingen alle angeschlagenen Motive in einem gewaltigen Finale zusammen. Daß dabei natürlich die Vorstellungsformen sich vermischen und nicht reinlich gesondert erscheinen, ist nicht wunderbar. Die Identifizierung des Messias mit dem Logos mag aber in der Tat von der Hand eines Abschreibers stammen. An den Gedanken, daß ein Christ das vorliegende blutige und schaurige Nachtbild gezeichnet hat, wird man sich eben einfach gewöhnen müssen. Gelesen ist die Apk jedenfalls im jungen Christentum mit großer Vorliebe, erbaut hat man sich an diesen Racheszenen. Warum sollte ihre christliche Herkunft eine unmögliche Annahme sein?

B. Vom ersten Gericht bis zum Endgericht. Kap. 20

20,1-3. Die Fesselung des Drachen. 20,1. καὶ εἶδον[1] ἄγγελον καταβαίνοντα ἐκ τοῦ οὐρανοῦ ἔχοντα τὴν κλεῖν τῆς ἀβύσσου (1,18;9,1) καὶ ἅλυσιν (Mk 5,4f.) μεγάλην ἐπὶ (5,1) τὴν χεῖρα[2] αὐτοῦ. Die Kette trägt er nicht in der Hand, sondern auf der Hand, so daß sie auf den Seiten herabhängt (Dstd.). Es wird nun im Folgenden das Geschick des dritten Erbfeindes geschildert. 20,2. καὶ ἐκράτησεν τὸν δράκοντα


  1. + αλλον ℵc sa. a ae. Tic.
  2. εν τη χειρι ℵ 38
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S435.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)