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Gen 14,22; Ex 20,11. Ps LXX 145,6: τὸν ποιήσαντα τὸν οὐρανὸν καὶ τὴν γῆν, τὴν θάλασσαν καὶ πάντα τὰ ἐν αὐτοῖς. Eine besonders feierliche Einführung des Gottes, dessen großes Mysterium nun bald offenbar werden soll. Diese Charakterisierung Gottes als des Schöpfers (vgl. 4,11; 14,17) ist in der spätjüdischen Apokalyptik außerordentlich gebräuchlich, im sonstigen neuen Testament dagegen selten. Bousset, Religion des Judentums 296. ὅτι χρόνος οὐκέτι ἔσται[1]. Sp. bezieht diese Weissagung auf das gänzliche Aufhören der Zeit (Beda) und kombiniert mit der folgenden Stelle die 9,14ff. erwähnten Engel (s.o.), die er als Zeitengel auffaßt. Parallelen zu diesem Gedanken liegen nun freilich in dem slavischen Henochbuch tatsächlich vor, 33,2: „Im Beginn des achten Jahrtausends ist keine Zeitrechnung und kein Ende, weder Jahre noch Monate, noch Wochen, noch Tage, noch Stunden.“ 65,6f.: „Wenn alle Kreatur der sichtbaren und unsichtbaren Dinge zu Ende gehe ... dann soll jedermann vor das große Gericht des Herrn kommen. Dann werden die Zeiten vergehen und dann soll kein Jahr, noch Monat noch Tag sein.“ Doch hindert an dieser Erklärung der Zusammenhang und ein Blick in die Parallelstelle Dan 12,7, in welcher der Schwur des Engels denselben Sinn hat, wie hier, daß nämlich nur noch eine gewisse Zeit bis zum Ende verstreichen wird, resp. dieses Ende sicher ist. Erbes 65 weist darauf hin, daß der Ausdruck geradezu im Gegensatz zu Dan 12,7 (vgl. 12,13 [Theod.]: ἔτι γὰρ ἡμέραι εἰς ἀναπλήρωσιν συντελείας stehe und sich an 6,11 ἔτι χρόνον μικρόν anschließe. Es muß also erklärt werden: es wird keine Zeitfrist mehr verstreichen; und es ist nur noch die Frage zu erheben, wo Anfangs- und Endpunkt dieser geringen Zeitfrist liegen.

10,7. ἀλλ’ ἐν ταῖς ἡμέραις τῆς φωνῆς τοῦ ἑβδόμου ἀγγέλου, ὅταν μέλλῃ σαλπίζειν (umständliche Ausdrucksweise), καὶ[2] ἐτελέσθη (Joh 19,28.30) τὸ μυστήριον τοῦ θεοῦ. Es liegt hier nicht die Vorstellung eines dauernden Blasens des siebenten Engels vor, sondern ἐν ταῖς ἡμέραις ist unbestimmte Zeitangabe: in der Zeit, da der siebente Engel in die Posaune stoßen wird. Das καὶ ἐτελέσθη ist einfacher Hebraismus und entspricht dem ו consecutivum mit Perf. (z.B. Ex 16,6f; 17,4; LXX καὶ mit dem Futurum). Es ist also so zu übersetzen, als wenn τελεσθήσεται dort stände. Es läßt sich übrigens auch das Tempus im Deutschen wiedergeben: dann ist vollendet. Sp. streicht ἀλλ’ — σαλπίζειν und übersetzt: es wird keine Zeit mehr geben, und vollendet wurde das Geheimnis Gottes[3]. — Man hat darüber


  1. εστι ℵ c.
  2. An.³ g cle. fu. dem. tol. c a sa. Pr. > και; Q An.¹² και τελεσθη, doppelter Korrekturversuch. — τελεσθησεται g fu. sa. Pr.
  3. Wie Sp. streicht auch J. Weiß diese Worte und findet hier eine unzweifelhafte Spur redaktionellen Eingreifens, durch das die hier vorliegende Vision mit der Sieben-Posaunen-Vision verbunden werden soll. Er macht dafür noch geltend, daß der Satz den Rhythmus des Ganzen störe, und daß das καὶ ἐτελέσθη sich außerordentlich schlecht anschließe. Aber ein Rhythmus ist in Kap. 10 überhaupt nicht vorhanden und das καὶ ἐτελέσθη schließt sich nach vorgenommener Streichung nicht viel besser an. — Gegen Sp.s Anschauung vgl. M. D., A misused scripture text. Apok. 10,5f. Expositor XII 431.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S310.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)