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Lüben.

Dieses Städtlein ligt im Hertzogthum Lignitz / an einem Wasser / das vom Jona Sculteto, in Infer. Silesiae descriptione, der Kaltzbach genant wird / und das von dannen hinab nach Steinau lauffen thut. Es hat Lüben ein ziemliches Gebiet / und machet einen Cräiß; und gibt es zwischen hier / Rauden und Bolkowiz / oder Pulkwiz / ziemlich viel Holtz; und liget Lüben von gedachtem Bolkowitz 3. Meilen / und auch so viel von Parchwitz / auff der Strassen von Breßlau / nach Franckfurt an der Oder und Berlin. Boleslaus, der Lange / Gerade und Starcke zugenant / Hertzog in Schlesien zur Lignitz / hat dieses Lüben bevestiget und erweitert. Anno 1431. wurffen die Hussiten Feuer in solches / und zündeten es an. Anno 1632. bekamen Lüben die Chur-Sächsischen. Anno 1640. hielte der Schwedische General Stalhanß diesen Ort besetzter / weil er zwischen Lignitz und Glogau gelegen; den aber den 24. Augusti / der Käiserliche General Goltz belägerte / und darauff das veste Schloß allhie beschosse / demselben mit Feuer-Kugeln zusetzte / und ihm endlich das Wasser nahme. Darauff die Besatzung Unterredung gepflogen / die aber sich auff Gnad und Ungnad ergeben muste / weiln sie sich / ohnangesehen selbige über 70. Mann nicht starck war / in Hoffnung deß Entsatzes / so tapffer gewehret hatte / die Officirer wurden gleichwol auff Beuthen / zum Herrn Stalhansen gelassen / und die Knechte untergestellt. Anno 1642. als die Käiserlichen unverrichter Sachen von Groß-Glogau / so 4. Meilen von hinnen gelegen / abgezogen / haben sie ihren Weg hieher genommen. Es wird im IV. Theil deß Theatri Europaei, fol. 606. b. gesagt / daß General Stalhanß Anno 1641. im Junio / für das Städtlein und Schloß Lüben / in Schlesien / 3. Meilen von der Lignitz gelegen / gangen / deme sich das Städtlein alsbald / und das Schloß darauff mit Accord ergeben. Es findet sich aber sonsten kein Lüben; daher zu erachten / daß es eben dieses Lüben seyn werde: welches desto mehr zu glauben / weilen noch dieses Jahrs den 4. 14. Christmonats / der Käiserliche Obrist von Montverquet, Gebietiger in Lignitz / wieder für Lüben geruckt / und sonderlich das Schloß so hart beschossen / daß es sich den 8. 18. dieses ergeben / und also nicht nur vorm Jahr im Augustmonat; sondern auch dieses Jahrs dem Stalhansen / zum andern mal / wieder abgenommen / nunmehr aber durchs Schiessen nicht wenig beschädigt worden; wie in gemeldtem Tomo IV. Theatri Europaei, fol. 609. stehet.

Melchias Nehel / in Exegesi Silesiae, bey seiner Chronographia decennali, setzet am 294. Blat / auch ein Lüben im Hertzogthum Schweinitz; welches aber in deß Curei, durch Schikfusium vermehrten Chronik nicht stehet.


Lublinitz.

Ein Städtlein / im Opplischen Fürstenthum / nahend Rosenberg / und den Polnischen Gräntzen / gelegen. Anno 1394. hat der König in Polen / dem Hertzog Uladislao zu Oppeln / der von seinem Rechte zur Cron Polen nicht weichen wolte / hefftig zugesetzt / Strehlitz und Lublinitz / eingenommen / ist auch für Oppeln geruckt / und hat dasselbe belägert. Ob nun wol der Hertzog ziemlich schwach / so machte er doch den Polen genugsam zu schaffen / biß die Sach vertragen ward / darunter gleichwol Hertzog Uladislaus selbiges Jahr starb; wie im IV. Buch der Schlesischen vorgedachten Chronik / im 18. Capitel / stehet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_253.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)