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in 2. Theil theilet. Auß der Kalckgrub / unter dem Kirchhof / gehet ein solcher Schwaden / oder böse Lufft / daß Hüner / Ziegen und andere Thier / stracks darinn ersticken. Der fürnehmste Brunn / der Brudel genant / so seinen Ursprung nicht ferrn von der Kirchen / an der Brücken / bey der Töpel / hat / ist so heiß / daß man nicht allein Eyer darinnen kocht / sondern auch Hüner / und Schwein / brühen kan. Siehe hievon / und diesem Bad / D. Fabiani Sommeri Bericht / verteutscht durch Matthiam Sommer / zu Nürnberg Anno 1580. in 8. D. Johann Stephan Strobelbergern / in einem besondern Tractat / auch daselbst Anno 1629. in 4. gedruckt / und Petrum Albinum, in der Meißnischen Berg Chronik tit. 25. f. 191. Es ist diese Stadt Anno 1604. abgebronnen / von welcher Gaspar Bruschius, in Beschreibung deß Fichtelbergs / am 31. Blat / unter anderm / im Jahr 1542. also meldet: Carlsbad ist ein kleines Städtlein / sammt einem Schlößlein / gehöret den Herren Schlicken zu: Unter dem warmen Bad / etwan eine Welsche Meil fällt die Töpel in die Eger.


Carlstein.

Ein berühmtes Schloß / so Käiser Carl der Vierte Anno 1348. auff einem sehr hohen Berg gebauet / das auch von ihme den Namen hat / ligt 3. Meil Wegs von Prag / zwischen dem Gebürge / und ist beydes von Natur / und der Kunst wol verwahret. Der gedachte Käiser hat allda eine Capell S. Nicolao zu Ehren erbauet / und 2. Hauptleuthe / einen auß dem Herrn- und den andern auß dem Ritter-Stande / dahin verordnet / welche mit hartem Eyde eingenommen worden / daß sie das Schloß mit gantzem Fleiß bewahren solten. Und solches ist auch in folgenden Zeiten in Obacht genommen worden; weiln man allhie die Böhmische Cron und Kleynodien / auffbehalten hat / und sonder Zweiffel / noch: daß daher man sich nicht darein finden kan / daß Anno 1645. der Freyherr Ranka diese deß Königreichs Vestung pfandsweiß besessen haben solle; wie in Tom. 5. Theatri Europaei, fol. 853. auß anderer Bericht stehet; daselbst auch gesagt wird / daß allhie / in selbigem Jahr / unterschiedliche Reliquien, so von Zeiten Käisers Caroli IV. daselbst verborgen gewesen / in vier Kisten / und darunter ein Creutz von purem Gold / auff zehen tausend Ducaten geschätzt / gefunden worden seyen. Anno 1422. im Hussiten Krieg / haben die Prager dieses Schloß / vom 28. Maji / biß auff Martini, vergebens belägert; wie davon Theobaldus in der Historia deß Hussiten Kriegs / lib. 1. cap. 53. pag. 214. seqq. und daselbst auch von dem Rhebock / deßwegen die Belägerung von den Pragern (deren Obrister ein Schneider solle gewesen seyn) auffgehebt worden seyn solle / außführlich zu lesen. Anno 1480. hatte König Wladislaus der Prager 4. Hussitische Priester / zu S. Ilgen / zu S. Gallen / zu S. Niclas in der kleinen Stadt / und zu S. Valentin / auff einen verhangenen Wagen setzen / und hieher / nach Carlstein / führen lassen; und wurden auch andere Priester / so das H. Abendmahl / unter beyderley Gestalt / nach deß Stiffters Einsetzung / gereicht / in der Stille auß dem Land geschafft; und ward der Senior Michael / Pfarrherr zu S. Egidi / oder Ilgen / auffm Carlstein zu todt gemartert / den man hernach / zum Schein / als wäre es nicht geschehen / in der Capell S. Palmatii begraben hat. Es ligen umb Carlstein herumb Mniska, S. Iwan und Tetin.


Chemnitz / oder Kemnitz.

Petrus Albinus, in seiner Meißnischen Chronik / schreibet tit. 8. fol. 85. daß zwey Kemnitz an den Böhmischen Gebürgen / oder in Böheim / ligen / so zwo Städte seyen. In den Land-Tafeln findet sich Böhmisch Kamnitz / zwischen Schandau / Krebitz und Tolenstein.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_027.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)