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Generalsuperintendentur später in den zwanziger Jahre wieder besetzt, zuerst mit dem ehemaligen Schwabacher Dekan Staudacher, sodann mit Esenbeck, Knebel, Junkheim und Rabe. Junkheim hat mit dem bekannten Dichter Uz das neuere Ansbacher Gesangbuch geschaffen. – Diese Generalsuperintendenten waren alle Stiftsprediger gewesen – nur einen aus deren Mitte, Bachmann finden wir nicht in dieser höchsten Würde. Die Generalsuperintendenten hatten den Titel magnificentissimus, die Oberaufsicht über alle Dekanate unter Wahrung der Rechte des Konsistoriums, über alle Schulen, insonderheit die Ansbacher, wurden Scholachae gymnasii, Vorsteher aller piae fundationes und hatten die quaestiones synodales, die Themata für die wissenschaftlichen Arbeiten der Geistlichen zu stellen, die bei etlichen reiches Wissen und großes praktisches Geschick verraten; die Prüfungen der ziemlich zahlreichen Kandidaten, welche in Halle und Jena, selten in Altdorf, der „Sozinianeruniversität“ studierten und die Ordinationen fielen den Generalsuperintendenten desgleichen zu (späterhin auch die der Kandidaten der Republik Nürnberg). Das Konsistorium ward von einem juristischen Präsidenten und drei Räten gebildet, deren zwei mit auf die Visitationen hinausgingen, welche der Generalsuperintendent hielt. Es wurden von dem einen Kommissar die Erwachsenen, von dem anderen die Kinder geprüft, wohl auch nach Teilung der Geschlechter examiniert. Die Schreiben an das Konsistorium waren inhaltlich kurz und bündig, die Anrede an „die hochedelgeborenen, hochwohlgestrengen, hohen Magnificentissimi, Excellentissimi, hochgelehrte hochgebietende Herren, hohe Patroni“ war freilich um so voluminöser. Hat übrigens der Geheimrat Goethe vor den Weimaraner Landständen anders gesprochen? –

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 Die Ordnung der Geistlichen war meist so, daß der Kandidat Garnisonsprediger ward, dessen Handlungen genau aufgezeichnet sind (Stolen: von 8 Hochzeiten, 11 Taufen, 6 Leichen, freies Brennholz zu 20 Gulden, freies Licht zu 5 Gulden, Bedienung zu 30 Gulden, Bareinnahmen zu 120 Gulden). Öfters gehen diese Prediger auf Kriegszügen in fremde Lande, in denen sie ein Amt finden, was mit zierlichen Worten gemeldet und entschuldigt wird. So schreibt einer von der Pflicht der Dankbarkeit bei Heiden und Christen zuerst den diis immortalibus, dann Deo triuno gegenüber, dann bei den irdischen Fautoribus, von der hohen Gnade und Freude in Ansbachischen Diensten zu stehen, um dann zum eigentlichen Zwecke seiner nicht allzu dankbar erscheinenden Abmeldung zu gelangen. Andere blieben in der Stadt und wurden Waisenhausprediger und -seelsorger mit 11 Uhr Christenlehre und 1 Uhr Predigt oder Mittagsprediger und Katecheten in Gemäßheit der Stiftung der Frau von Neuhaus. Die weitere Vorrückung in Diakonats- und Archidiakonatsstellen (seit 1824 abgeschafft) blieb nicht aus. Wer einmal in Ansbach war, verließ es so leicht nimmer. Bei den höchsten Würden ward Probepredigt

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Hermann von Bezzel: Aus Ansbachs vergangenen Tagen. Fr. Seybold’s Buchhandlung, Ansbach ca. 1912, Seite 09. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bezzel_Aus_Ansbachs_vergangenen_Tagen_09.png&oldid=- (Version vom 19.7.2016)