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Das Klima ist etwas milder als im obern Jagstthal, zumal die nahen Höhen einigen Schutz nach Norden und Westen gegen starke Winde gewähren.

Hagelschlag ist selten (in den letzten 50 Jahren 2 mal).

Frühlingsfröste und Herbstnebel theilt Berlichingen mit dem ganzen Jagstthal.

Der etwas unregelmäßig angelegte Ort zeigt schon in seinem Äußern, daß er in den letzten 30 Jahren aus einer in Folge der Kondominatsverhältnisse theilweise mißlichen Lage sich emporarbeitet. An der Hauptstraße, welche von der Jagst in südöstlicher Richtung gegen den Neuhof hinaufzieht, finden sich viele sauber und freundlich getünchte, stattliche Häuser. Eine neue Brücke über die Jagst ist im Bau begriffen.

In der Mitte des Ortes, auf einer kleinen Anhöhe, steht die 1845 vom Staate neuerbaute Kirche zum heil. Sebastian. Der Thurm gehört noch der von Abt Sigismund Fichtlin 1629 erbauten Kirche an. Sein Wappen, 6 Pinien, sieht man neben dem geschachten Wappen des Klosters außen am Thurm und im Schlußstein des Chors. Der Thurm erst vierseitig, dann mit abgeschrägten Ecken übergehend ins Achteck, ist mit Schiefer gedeckt, aber im Verhältnis zu dem hohen Schiff um ein Stockwerk zu nieder. Auf demselben hängen 3 Glocken. Die größte hat die Inschrift: Deo. B. Mariae Virg. SS. Patronis Sebastiano, Vito, Katharinae . Jesus Nazarenus rex Judaeorum. Gegossen von Ad. Bachert in Kochendorf 1832.

Die mittlere: In honorem S. Trinitatis, B. V. Mariae, Joh. Baptistae, Sebastiani, Viti ac Catharinae, Patronorum in Berlingen. Stefanus Bruncler et Joh. Arnolt me fecit anno 1662.

Die kleine: In honorem B. V. Mariae et Patronhorum (sic) hujus ecclesiae s. Sebastiani et Dionysi (sic). Wir Schultheiß, Bürgermeister und ganze Gemeinde in Berlingen Gos mich Joh Lösch 1787.

An den Thurm ist die Sakristei angebaut, zu welcher ein Theil des Thurms gehört. Die andere Hälfte des untern Geschosses des Thurms dient als Chor, der aber im Verhältnis zu dem weiten hohen Schiff zu klein erscheint. Im Chor befindet sich der dem heil. Sebastian geweihte, in gothischem Stil gehaltene Hochaltar. Die Seitenaltäre, St. Mariä und Wendelins, sind zopfig. Auch die Kanzel entspricht dem Stil des schönen Langhauses nicht. Letzteres ist durch Säulen in drei

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_380.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)