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Einer der gefürchtetsten unter den wilden Gesellen, die um 1520 Franken von der böhmischen Grenze bis zum Neckar, vom Main bis zur Altmühl und Donau mit Angst und Schrecken erfüllten, entstammt dem Bezirk: Hans Jörg v. Aschhausen, der Genosse des grausamen Hans Thomas v. Absberg. Hatte auch der schwäbische Bund unter Truchseß Georg v. Waldburg 23 Raubburgen, darunter am 14. Juni 1523 auch Aschhausen gebrochen, die wilden Gesellen trieben ihr Handwerk fort. In den Tafeln der fränkischen Geschichte stehen die schmerzlichen Worte des Priors v. Ebrach, Joh. Nibling: In Franconia nobiles depraedantur mercatores, volentes etiam propriam ligam erigere contra regnum Romanum et ligam Suevicam. Stäl. 4, 234.

Aus den Verhandlungen des schwäbischen Bundes über H. Th. v. Absberg ed. Jos. Baader Publik. des lit. Vereins Nr. 114 heben wir die auf unsern Bezirk bezüglichen Thaten H. J. v. Aschhausen kurz heraus.

1. 6. Sept. 1526 überfallen seine Knechte 3 Bürger von Nördlingen bei der Kapelle von Hürben OA. Heidenheim und schleppen sie in Gewaltritten (Königsbronn, Aalbuch, Limpurger Berge, Gnadenthal, Westernach, Forchtenberg, Sershof) nach Aschhausen in den Wald, wo die Glocken des Klosters Schönthal zu ihnen herübertönten. Über die merkwürdige Errettung der Gefangenen s. l. c. S. 197–208.

2. Am 23. Oktober 1526 Überfall der Haller Marktgäste in Künzelsau. Einer von Hans Jörgs Reitern hatte beim hohenlohischen Schultheißen, dann bei Valentin v. Berlichingen, der in Künzelsau wohnte, und bei einem Pfaffen Kundschaft eingezogen und war Nachts nach Aschhausen geritten. Die Raubgesellen wollten einen „Wachtelpayser“ von Ulm (Spottnamen für die Ulmer) abfangen. Ungesäumt setzten sich 7 Raubgesellen zu Roß, überfielen Mittags 1 Uhr auf dem Wiesengrund zwischen Morsbach und Künzelsau 5 Haller Bürger auf dem Heimweg, von denen einer auf den Tod verwundet wurde.

Dann giengs (über die Höhe und den Wald wahrscheinlich) nach Forchtenberg, wo Jos. Haug, der Verwundete, mit Kasp. Gräter, denen man 150 fl. abgenommen, entlassen wurde, sodann über Aschhausen durch den Odenwald, das Tauberthal an den Main (Kl. Himmelspforten), dann durch den Wald Gramschatz nach der Burg Schondra zu Balth. v. Steinrück. Dort wurden die Gefangenen in einem Mehlkasten gefangen gehalten und übel geschlagen, weil sie mit einander redeten, husteten und „lautraysig“ wurden. Man schatzte sie um 1200 fl. l. c. 213 ff. 419.

3. Wenig später wurde Dr. Mangold von Hall, Richter am kaiserlichen Kammergericht zu Speier, auf der Reise von Eßlingen nach Speier bei Schwaigern gefangen, nach Aschhausen und von da in den von den Hallern kaum verlassenen Mehlkasten zu Schondra gebracht, wo er nach einem Monat gegen 1200 fl. sich löste, l. c. 293. 358–60.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_237.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)