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Die gewöhnlichen Handwerke sind vertreten, besonders stark Schuhmacher und Maurer, welche auch nach auswärts arbeiten. Es bestehen 3 Schild- und 2 Speisewirthschaften. An der Jagst befindet sich eine Mühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang.

Dem Verkehre dienen die Staatsstraße von Schönthal nach Dörzbach, welche jenseits der Jagst auf geringe Entfernung vom Ort vorüber zieht, die Körperschaftsstraße von Schönthal über Crispenhofen nach Ingelfingen und Künzelsau, von welcher sich die Straße nach Schleierhof-Forchtenberg abzweigt, sowie eine Körperschaftsstraße nach Aschhausen.

Über die Jagst führt eine steinerne Brücke mit 4 Jochen, welche nach der Inschrift 1619 erbaut wurde. Auf derselben steht ein hübscher Joh. v. Nepomuk von Bildhauer Zartmann in Neckarsulm (1868). Von der Jagstbrücke bezieht die Gemeinde Brückengeld, das um 120 M. verpachtet ist. Im Orte befinden sich nach 4 steinerne Brücken über den Ortsbach und über die Bergklinge. Die Unterhaltungslast für sämmtliche Brücken hat die Gemeinde.

Das Klima ist im allgemeinen mild, doch sind Frühlingsfröste und Nebel häufig. Gegen Winde wird der Ort durch die umgebenden Berge und Waldungen geschützt. Hagelschlag ist selten, 1829 kam am 25. Juni ein Hagelwetter von Osten, welches 11/2 Stunden währte, nachdem schon am 24. Juni Hanf, Gartengewächse und Bäume durch Hagel beschädigt waren. Von dem schweren Hagelschlag am 25. Juni wurde auch die Markung Büschelhof, Muthof, Schleierhof getroffen. (Pfarrchr.)

Die Landwirthschaft wird mit Eifer betrieben, ist aber mühsam, da der größere Theil der Markung auf den Höhen zu beiden Seiten der Jagst liegt. Der Boden ist größtentheils schwer und hitzig, nicht tiefgründig genug, während ein großer Theil der Wiesen sumpfig ist. Lehm und Letten mit Steinen vermischt herrschen vor. Um den Feldbau zu erleichtern, hat die Gemeinde in den letzten 18 Jahren 4000 M auf Feldwege verwendet.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Futter jedoch zur Hälfte sauer. Gemüse wird nur für den eigenen Bedarf gepflanzt. Der Weinbau ist von geringer Bedeutung.

An Wald besitzt die Gemeinde 106 Hektar 49 Ar vorherrschend Laubwald, welcher 45 Klafter und 1500 Wellen jährlich einträgt. Das Reisach wird als Bürgergabe (10–20 Wellen) vertheilt, das übrige Holz sammt Rinde wird zum

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 872. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_872.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)