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außen schwach vortretendes, einschiffiges Querhaus trennt das Langhaus vom Chor. Zwölf Kuppeln und eine zwischen den vor den Seitenschiffen stehenden Thürmen schweben über dem Langhaus, fünf über dem Querhaus, die größte davon die Hauptkuppel in der Mitte, bei Durchschneidung von Mittelschiff und Querschiff, sieben über dem Chor, der in zwei Jochen dreischiffig, dann einschiffig wird und an dessen letztes Kuppelquadrat sich eine halbrunde Abside anschließt; also 25 Kuppeln im Ganzen. Zwei Thürme stehen an der Westfront, zwei Sakristeiräume neben dem Chor, ehe die Abside, welche gegen außen rechteckig ist, hervortritt. So erscheint der Körper des großartigen Bauwerks gegen außen ziemlich massig, doch nicht ohne die nothwendigste Gliederung. Hohe Fenster, am Querschiff zwei übereinander, werfen schönes Licht in die Kirche, die mit Stuckaturen und Malereien reich geschmückt, einen sonnigen, klaren und erhabenen Eindruck hervorbringt.

Betrachten wir zuerst die Westseite, Schauseite. Dreistockig mit toskanischen, jonischen und korinthischen Pilastern baut sie sich auf, die Thürme in sich begreifend, die noch um ein Stockwerk mit Kompositpilastern über den breit begiebelten etwas herausgebauchten Mittelbau steigen, von da an achteckig werden und in je ein fünftes niedriges Geschoß mit Kuppeln mit daraufsitzenden Laternen endigen. Zwischen den Pilasterstellungen Fenster oder Nischen mit Bildsäulen. Auf dem Giebel kolossaler steinerner Christus mit dem Kreuz, zu Seiten je ein Engel. Über dem Fenster, das sich über dem Hauptportal öffnet, das schöngearbeitete Wappen von Schönthal, innen mit dem Schild des Abts Knüttel.

Vier korinthische Säulen flankiren das Hauptportal; umher die Bildsäulen des Bernhard, Benedikt, Andreas, Joseph, von Maria und Christus. Engel verzieren die Fenster.

Die Inschriften der Thurmglocken lauten folgendermaßen:

Auf der größten Glocke:

Jesum lingua ferrea labia per aerea tripudians cantabo, ter trahe, et sonabo: gloria, laus et honor tibi sit, rex Christe, redemptor. (Große Buchstaben geben 2 mal 1720.)

Durch mein Metall und hellen Schall dein Schönes Thal von aller Qual, o Gott, befreihe, krafft der Weihe in Jesu Nahmen. Amen.

Benedictus senior me fieri curavit, sub Mariae titulo solenniter dicavit, Arnoldus artificio in luto efformavit.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 774. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_774.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)