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Eine weitere Schrift steht außen an der Kelter, welche 1713 von Abt Leonhard Benedikt Knittel erbaut wurde:

Wenn Niedernhall Im Kocherthal Wird reich an Most
So freut zumal Auch sich Schönthal Ob dieser Post.
Gott schütz uns all Vor Unglücksfall, Güß, Hagel, Frost,
Vor Krieg und Pest Von Nord und West, Von Süd und Ost,
Und was fatal Im Feld und Stall Der Nahrungskost.
O daß einmal Der Fried erschall Zu unserm Trost!

Die Gemeinde besitzt ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Der Gottesacker mit einer kleinen, als Geschirrkammer benützten, unbedeutenden Kapelle, auf deren Thürmchen die Glocke der ehemaligen Kapelle von Frauenzimmern mit der Inschrift in gothischer Schrift: Ave maria gracia (sc. plena) hängt, liegt jenseits des Kochers an der Straße nach Weisbach. Derselbe enthält eine Reihe älterer Grabsteine, von denen wir nennen:

1. Anno dom. 1521 am donnerstag nach Michaelis starb der edel und vest Philips von Berlichingen der jung. d. g. g.

2. anno dumini 1589 verschied im Herrn seliglich die edle und tugendsame fraw Brigitta Karlinin geb. v. Zedwitz 21. September (wohl die Gattin des Salzwerkformators Hieron. Karlin).

3. Hans Burkh, Schönthal. Schultheiß † 1607 6. Nov. Ursula Schelkerin, seine Gattin † 5. Nov. und ihr Sohn Hans Knerzer † .... 1607 an der Pest.

4. anno domini 1607 26. Nov. † fraw .. Zedwitz geb. v. Vohenstein.

5. Mag. Veit Knör Pfarrer † 1645 und seiner Gattin Magd. geb. Scheuermann.

Mit Wasser ist der Ort reichlich versehen. Auf der Markung sind die bedeutendsten Quellen das Mühlbrünnelein und der Brunnen im „Käpelle“ s. unten. Das Trinkwasser ist gut. Es wird von 7 Pumpbrunnen aus 2 Wasserleitungen mit theils thönernen, theils bleiernen Deucheln geliefert.

Eine Wette ist vorhanden, der kleine Mühlsee ist künstlich angelegt, der See in „Frauenzimmern“ trocken gelegt. Steinbrüche von wenig werthvollem Gestein, Lehm- und Sandgruben sind unbedeutend. Vom Bergbau s. S. 24 ff. und Weisbach.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner, welche vorwiegend auf den unsichern Ertrag der Weinberge angewiesen sind, sind nicht sehr günstig. Israeliten verkehren viel in dem Städtchen. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 732. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_732.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)