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Stein eingemauert mit 5 Vertiefungen in der Anordnung des Fünfers auf dem Würfel, ähnlich den Vertiefungen auf einem Tarockbrett oder wie das Wappen der v. Sickingen. Die Unterhaltungslast der Kirche hatte bis 1865 die Standesherrschaft Hohenlohe-Öhringen, seit der Ablösung die Kirchengemeinde.

Das Schulhaus liegt unterhalb der Kirche und enthält ein Lehrzimmer, sowie die Wohnung des Lehrers. Dasselbe ist in gutem baulichem Zustand und wird von der Gemeinde unterhalten. Die Ernennung des Lehrers steht dem Fürsten von Hohenlohe-Öhringen zu. Mit der Volksschule ist eine Arbeitsschule verbunden. Die Schule wie die Kirche benützen neben den Ortsangehörigen die Einwohner von Ohrenbach und Steinbach Gem. Steinbach. Hermuthausen ist Filial von Belsenberg. Der Geistliche von Belsenberg hält alle 14 Tage Gottesdienst, und alle 14 Tage der Lehrer eine Betstunde.

Ein Rathhaus ist nicht vorhanden. Die Gemeindebehörden haben ihr Lokal in der Wohnung des Schultheißen. Die Gemeinde besitzt 2 kleinere Armenhäuser und ein Schafhaus.

Von Privathäusern ist zu erwähnen das Haus des Schmids Färber mitten im Dorf, das einst ein Schlößchen gewesen sein soll. Dazu gehörte ein schönes Gut vom Österbach bis zum Steinbacher Bach. Der Besitzer soll ein Haag gewesen sein, welcher den Türkenkrieg mitgemacht, vielleicht der schwedische Fähnrich Daniel Haag, der 1634 die Belagerung von Langenburg mitmachte. Ein Edelsitz dürfte auch das Zollersche Haus unten im Dorf mit seinem großen Giebel und einer geschnitzten Säule mit 4 rohen Fratzen gewesen sein. Auf dem Giebel gegen Süden ist ein nicht erkennbares Wappen angebracht. Nach der Ortssage sei dies das älteste Haus des Dorfes. Neben demselben stand einst eine riesige alte Tanne.

Beim Hause des B. Espert stand früher eine große Linde, bei welcher zu heidnischer Zeit Gott Hermes (!) gestanden haben soll.

Mit Wasser wird der Ort hinreichend versehen. Besonders reich ist der Seebrunnen in den Seewiesen, in welchen der Österbach entspringt. Brunnen sind ein laufender und 20 Pumpbrunnen vorhanden. Das Wasser ist etwas hart und hat theilweise einen Beigeschmack. Die früheren Seen im Dörnich, Schnaid, Buch und Reisach sind jetzt zu Wiesen umgewandelt. Ein künstlich angelegter See, die Feuerwette, liegt hart beim Dorf.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 550. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_550.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)