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besonders reiche im Rengersthal, Dorfberg und Jeuttenstein. Das Wasser derselben ist stark kalkhaltig. Gutes Trinkwasser liefern 4 öffentliche Pumpbrunnen und ca. 25 Privatbrunnen.

Die Markung durchzieht die Jagst, welche mit ihren häufigen Überschwemmungen nicht unbedeutenden Schaden anrichtet. Außerdem berühren noch 3 Bäche die Markung, der Goldbach, Kiesgraben- und Ösenklingenbach. Auf dem linken Jagstufer werden Tuffsteine gewonnen, welche sehr geschätzt sind und weithin versendet werden. Sandsteine müssen von auswärts bezogen werden.

Das Klima ist mild, die Sommertage schwül, auch die Sommernächte oft ohne nachhaltige Abkühlung, weil der Ort gegen Norden sehr geschützt liegt. Frühlingsfröste sind häufig, aber Nebel selten; Gewitter nicht besonders häufig. Eine Wetterscheide ist bei Westernhausen, von wo die Gewitter entweder nach Neunstetten zu (bad.) oder ins Kocherthal hinüberziehen.

Die Einwohner sind von gesunder Konstitution; ihre meisten Krankheiten bestehen in Athmungsbeschwerden. Fleiß und kirchlicher Sinn herrscht durchaus vor, mit rühmenswerther Freigebigkeit für wohlthätige Zwecke. Neben der Betriebsamkeit ist besonders der verständige Sinn und die rasche Auffassungsgabe der Einwohner hervorzuheben. Ein starkes Bildungsmittel und ein mächtiger Anziehungspunkt für eine weite Umgebung wurden die schönen musikalischen Aufführungen von klassischen Meisterwerken unter der Leitung des verdienten Pfarrer Abel. Die israelitische Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen und ohne Bedeutung. Sie besitzt eine 1840 neugebaute Synagoge.

Ihr Begräbnisplatz ist der israelitische Gottesacker in Hohebach. Früher hatten die Dörzbacher Israeliten ihre Erbbegräbnisse in Unterbalbach, Laibach und Berlichingen.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind günstig. Auch für die ärmere Klasse fehlt es nie an Verdienst. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Weinbau, sowie Viehzucht und ein ziemlich entwickelter Gewerbebetrieb.

Der Grundbesitz der freiherrlich von Eybschen Grundherrschaft beträgt 172 Morgen. Der bemitteltste Ortsbürger besitzt 130 Morgen, der Mittelmann 16–20 Morgen, die ärmere Klasse 3–4 Morgen.

Unter den Gewerben sind die Maurer am zahlreichsten vertreten, welche gleich den Zimmerleuten viel nach Außen arbeiten.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_487.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)