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auf ein anderes Feld verlegt. Die Friedensbestrebungen der Freidenkenden leiden an keinem inneren Widerspruch, und gerade der Widerspruch, welcher zwischen den Satzungen der Christenliebe und den Geboten der Kriegsführung besteht, wollte ich von einem militärischen Oberpfarrer – d. h. also von einem Vertreter christlichen Soldatentums – erläutern hören.

Der Geistliche stellte sich pünktlich ein. Offenbar war ihm die Aussicht verlockend, eine belehrende und bekehrende Predigt vorbringen zu können. Ich hingegen blickte der Unterredung mit etwas peinlichen Gefühlen entgegen, denn es fiel mir darin eine unaufrichtige Rolle zu. – Aber zum Wohle der Sache, welcher Friedrich fortan seine Dienste geweiht, konnte ich mir schon einige Überwindung auferlegen und mich mit dem Satze trösten: Der Zweck heiligt die Mittel.

Nach den ersten Begrüßungen – wir saßen alle Drei auf niederen Lehnstühlen in der Nähe des Ofens – begann der Konsistorialrat also:

„Lassen Sie mich auf den Zweck meines Besuches eingehen, gnädige Frau. Es handelt sich darum, aus Ihrer Seele einige Skrupel zu bannen, welche nicht ohne scheinbare Berechtigung sind, welche aber leicht als Sophismen dargelegt werden können. Sie finden z. B., daß das Gebot Christi, man solle seine Feinde lieben und ferner der Satz: „Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen“ in Widerspruch zu den Pflichten des Soldaten stehen, der ja doch

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/189&oldid=- (Version vom 31.7.2018)