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vom 30. Oktober endgültig an Preußen und Österreich zu freier Verfügung abgetreten. Diese beiden, nunmehr die besten Freunde, würden sich dieses Erfolges freuen, die hieraus erwachsenden Vorteile brüderlich teilen und keinen Grund finden zu streiten. Nirgends – am ganzen politischen Horizont – der berüchtigte „schwarze Punkt“. Die Scharte der in Italien erlittenen Niederlage war durch den in Schleswig-Holstein geholten Waffenruhm genügend ausgewetzt, es lag also auch für den militärischen Ehrgeiz keine Veranlassung mehr vor, neue Feldzüge heraufzubeschwören. In dieser Hinsicht also war ich beruhigt. Daß der Krieg vor so kurzer Zeit gewesen, faßte ich als Bürgschaft auf, daß derselbe sich nicht so bald wiederholen würde. Auf Regen folgt Sonnenschein und im Sonnenschein vergißt man den Regen. Auch nach Erdbeben und Vulkanausbrüchen bauen die Menschen auf der Schuttstätte wieder neue Wohnungen auf und denken nicht an die Gefahr, daß die überstandene Katastrophe sich wiederhole. Ein Hauptbestandteil unserer Lebensenergie scheint in der Vergeßlichkeit zu liegen.

Wir nahmen Winterquartier in Wien. Friedrich hatte nunmehr Beschäftigung im Kriegsministerium, eine Thätigkeit, die er dem Kasernendienst jedenfalls vorzog. Dieses Jahr waren meine Schwestern mit Tante Marie den Fasching über nach Prag gezogen. Daß Konrads Regiment gegenwärtig in der böhmischen Hauptstadt lag, war doch nur eine Zufälligkeit? Oder sollte dieser Umstand einigermaßen auf die Wahl des Winteraufenthaltes Einfluß gehabt haben? Als ich

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/264&oldid=- (Version vom 31.7.2018)