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Da stand beim Sturm einst ein Rekrut
Abseits auf einem Posten;

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Er dacht in seinem dummen Muth:

„Hier wird’s den Hals dir kosten;
Der d’Asfeld greift dort hinten an,
Hier kann ich ruhig Schildwacht stahn!“
Ist aber anders kommen.

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Denn just ersahn den schwachen Fleck

Der Franzen sich ein Dutzend,
Und richteten die Leiter keck,
Auf ihre Menge trutzend;
Sie meinten sich schon oben drauf

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Ha! klommen sacht den Wall herauf,

Der Eine hinterm Andern.

„Ei sieh, ein schwarzgeschnauzt Gesicht
Da drüben auf der Mauer!
Ha! galt mir diese Kugel nicht?

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Willst du hinab, du Lauer!“

Doch weil von selber Der nicht ging,
So wies er mit der Degenkling’
Ihn höflich in den Graben.

Nun, dacht’ er, wird wohl Fried’ im Land!

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Ging ruhig auf und nieder,

Doch plötzlich vor der Brüstung stand
Der schwarze Schnauzbart wieder.
„Bist du noch einmal da, du Fratz?
Und hast noch Pulver? Platz, mach Platz!

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Nun aber kommst du nimmer!“


Da hat er doch zuviel gesagt,
Denn vor der Mauer kauzte
Schon wieder, den er zwier (zweimal) verjagt,
Der leid’ge Schwarzgeschnauzte.

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„Ei, du verwetterter Franzos!

Wann werd’ ich dich wohl einmal los?
Da lieg’ und komm’ mir wieder!“

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_406.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)