Die Geißel mit Hohn
Aufs Volk, ach! mit Bürden beladen.
Der Herrschaft Zügel hielt sie straff
In frevler Willkür Launen;
Ihr Unrecht zuzuraunen.
Wie wetternder Strahl,
So schmettern ins Thal
Befehle zu Bangen und Staunen.
Wo fanden Schutz Bedrängte?
Der Büttel nur auf Qualen sann,
Der in den Block sie zwängte.
Recht fordert der Knecht?
Vergönnt sie, fürs schmählich gekränkte.
Ihr Herz, so liebeleer und kalt,
Wenn Schmerzensthränen flossen,
Der Mutterliebe Allgewalt
Ihr einziges Kind
Nur liebte sie blind,
Den blühenden, fürstlichen Sprossen
Einstmal, im Abendsonnenglanz
Der Warte höchsten Zinnenkranz
Erstieg sie mit dem Knaben.
Sie zeigt ihm das Land
Im Segensgewand
„Mein Kind, mein adlig Fleisch und Blut,
Herr du von Gottes Gnaden!
In dessen Händen einstens ruht
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)