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verwandelte sich schnell in einen Jäger und ging, einen schwarzen zottigen Hund an der Seite, mit starken Schritten auf den Knaben zu. Dieser wischte sich alsbald die Thränen aus den Augen und versuchte fröhlich auszusehen, aber es gelang ihm nicht. „Warum hängst du den Kopf, Bürschlein?“ hub der Jäger an zu fragen – „Siehst du nicht, wie die Buben dort unten im Thal so lustig sind und sich ihres Lebens freuen?“ Da schlug der arme Knabe die Augen auf und ein neuer Stich fuhr in sein Herz; denn er sah auf einer Wiese eine Menge schöngekleideter Kinder Ball spielen und hörte sie singen und jauchzen. Aber die kleinen Pferdefüße derselben ward er nicht gewahr, sonst wäre ihn das Weinen nicht noch stärker angekommen. Da der Jäger sah, daß schon die erste Versuchung so gut ausgefallen, ward er noch zutraulicher, setzte sich neben den Knaben nieder und ermunterte ihn, ihm zu gestehen, was er eigentlich auf dem Herzen habe. Nach einer Weile gab der Knabe, noch immer schluchzend, zur Antwort: „Ach! ich bin gar zu arm und habe weder Vater noch Mutter mehr!“ – „Ist es nur dies?“ – tröstete der Jäger – „so ist dir gar bald geholfen. Es steht nur bei mir, dich reich zu machen und an Kindesstatt anzunehmen.“ – „Ei, könnet und wollt Ihr das?“ rief jetzt der Knabe voll freudiger Ueberraschung, sprang auf und hob seine blauen Augen recht bittend und zutraulich zu dem grünen Mann empor. Aber dieser bekam jetzt plötzlich ein heftiges Zucken im Gesichte, wie man es gewöhnlich bekommt, wenn man unversehens in die helle Sonne hineinblickt; denn hinter dem Knaben stand in blendendem Lichtglanze sein Schutzengel und drohte dem Bösen mit dem Finger. Der Knabe aber bemerkte den Schutzengel nicht, sondern nur die Gesichtsverzerrungen des Jägers; darum fuhr er voll Schrecken zurück und wußte sich kaum zu helfen. Allein der Jäger, in dergleichen Fällen schon geübt, drehte geschwind den Kopf auf die Seite und rief dem Knaben zu: „Setze dich nur wieder ruhig neben mich hin; es ist mit eine Schnacke in das rechte Auge geflogen, ich muß es nur eine kleine Weile zuhalten.“ Nach und nach wußte der grüne Mann solcherweise den armen Knaben immer mehr zu bethören, so daß ihm nichts als Geld und kostbare Kleider in Hülle und Fülle vor den Augen flirrten. „Das

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_343.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)