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Offenbar hatte er sich das Unternehmen zu leicht gemacht; ohne Schiffe war gegen diesen Feind wenig auszurichten. Doch verlangten die Griechen nach Waffenruhe; ein Bündniß, durch Vermählung des jungen Kaisers mit einer Tochter Romanos II. befestigt, wurde in Aussicht gestellt.

Da trat nun Liudprand hervor; sein Rath, so sagt er selbst (S. 134. 171), bewog den Kaiser, die Belagerung aufzugeben, Apulien zu verlassen und, nachdem er so gezeigt hatte, daß er entschlossen war, seine Absicht im Nothfall auch mit den Waffen durchzusetzen, jetzt noch einmal friedliche Unterhandlungen zu versuchen. Apulien und Kalabrien sollten die Mitgift der Theophano sein. Man darf wohl annehmen, daß Liudprand im Vertrauen auf seine alten Verbindungen in Konstantinopel, auf seine Geschicklichkeit, und auf den Waffenruhm des Kaisers, hochfliegende Hoffnungen hegte und seinem Herrn den günstigsten Erfolg verhieß.

Wirklich begab er sich mit einem ansehnlichen Gefolge als Gesandter nach Konstantinopel, wo er am vierten Juni 968 anlangte, und nur zu bald enttäuscht wurde. Wie hatte sich hier alles verändert seit den Zeiten des gutmüthigen, gelehrten, prachtliebenden Konstantinus Porphyrogenitus! Liudprands Freunde waren ohne Einfluß; sie konnten nichts für ihn thun. Auf dem Throne aber saß Nicephorus, ein Kriegsheld, der mit der Hand der Kaiserin Theophano die Krone gewonnen hatte, der gefeierte Eroberer von Kreta; dem Prunk des Hofes abgeneigt, und nur auf die Herstellung der alten Größe des Reiches durch kriegerische Thaten bedacht. Gerade jetzt rüstete er sich zu dem syrischen Feldzuge, dessen siegreiche Führung an die Thaten der alten Römer erinnerte. Otto fürchtete er nicht; nur mit einer Seemacht konnte ein Feind dem Kaiser von Konstantinopel gefährlich werden. So begegnete er denn seinen Forderungen mit all den alten Ansprüchen byzantinischen

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite XV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/15&oldid=- (Version vom 14.9.2022)