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Noch klagt er, daß das Rad Fortunas sich nicht gewandt habe, noch klagt er in den bittersten Ausdrücken über das Elend seiner Lage – da hat ihn der Sonnenblick der kaiserlichen Huld getroffen, und uns vermuthlich um die Vollendung des Werkes gebracht, welches mitten in dem Bericht über seine erste Sendung nach Konstantinopel abbricht. Otto, welcher vorzugsweise durch Besetzung der Bisthümer mit zuverlässigen Männern Stützen für seine Herrschaft zu gewinnen suchte, gab Liudprand den bischöflichen Stuhl von Kremona; schon am 14. Jan. 962 wird er als solcher erwähnt, und gleich darauf finden wir ihn durch das Vertrauen des Kaisers zu bedeutender und ansehnlicher Stellung berufen.

Schon einmal war Otto (951) in Italien erschienen; damals hatte Lothars Witwe Adelheid ihn in ihrer Bedrängniß zu ihrem Schutze aufgerufen; er kam und gewann mit ihrer Hand die Krone; allein die Verhältnisse hatten ihm nicht erlaubt, seine Herrschaft fest zu begründen, er mußte sich damit begnügen, von Berengar und Adalbert den Eid der Treue anzunehmen, und ihnen den Besitz des Reiches zu lassen. Jetzt waren neue Klagen gekommen, Otto hatte in Deutschland den Frieden und die Ordnung gesichert, die Ungern so geschlagen, daß sie nicht wiederkamen: jetzt machte er sich von neuem auf nach Italien, er kam, aber nicht so wie die Italiener es wünschten, welche nur nach Rache an Berengar verlangten, sondern mit der festen Absicht, wirklich als König zu herrschen. Am lautesten hatte der Papst Johann XII. ihn um Hülfe angerufen, weil Berengar den Kirchenstaat angriff; freudig schmückte er Otto mit der Kaiserkrone; aber dann war er auch der erste, welcher seinen Irrthum einsah, als Otto nun wirklich die Rechte der alten Kaiser auch über Rom in Anspruch nahm, und es sich zeigte, daß Italien in ganz anderer Weise als bisher einen Herrn haben werde. Rasch war sein Entschluß gefaßt; er verband

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/11&oldid=- (Version vom 20.3.2023)