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auftreten, als eine durch vergessen eines charakteristischen zuges entstandene verkürzung aus. Somit bleibt uns andererseits das abwechselnde wachehalten, während dessen ein jeder seinen zaubergegenstand lediglich als geschenk von einer herzutretetenden person erhält, andererseits das erlösen verzauberter jungfrauen durch ertragen von misshandlungen während je einer nacht und das erhalten von zaubergegenständen als belohnung. Letztere form ist sichtlich besser motiviert als die erstere, aus ihr kann sich die erstere gebildet haben und nicht umgekehrt, schliesslich ist sie gerade bei den kelten im westlichsten Europa, dem wahrscheinlichen entstehungsorte dieses märchens vertreten. – Dass das prunkende leben, durch welches der besitzer des unerschöpflichen geldbeutels die aufmerksamkeit des hofes auf sich lenkt, ursprünglich ist, wird durch die literarische variante des Fortunatus bestätigt. Dieses wird nicht ausgeschlossen durch das kartenspiel mit der königstochter, welches ein bekanntwerden voraussetzt (beide ausdrücklich in Dd 1) und an und für sich ein in der ökonomie des märchens nicht unentbehrlicher zug ist.

Auch wenn dies kartenspiel als eine spätere zutat nicht in betracht gezogen wird, bleiben in der urform genug begriffe übrig, welche von ihrer entstehung in geschichtlicher, kultureller zeit zeugen: soldat, könig und arzt, geld und apfel. Es ist möglich, dass dies märchen erst im mittelalter in Europa verfasst wurde, vielleicht im anschluss an orientalische märchen, in welchen der verfasser ähnliche bestandteile einzeln nachweist. Dieselbe zeitstellung gilt für die nordische tiermärchenkette, in welcher eine zahme katze als helferin des fuchses und als erschreckerin der waldtiere (auch mit dem zahmen hahne) auftritt.

Das märchen vom zaubervogel ist wiederum im Orient entstanden. Es ist mit 43 finnischen, 37 slavischen, 25 anderen europäischen, 12 asiatischen und 4 afrikanischen aufzeichnungen aus dem volksmunde vertreten. Es enthält drei zusammengehörende episoden: die vorgeschichte vom zaubervogel und die ereignisse der beiden brüder.

Die urform der einleitungsepisode lautet:

Das schicksal macht einen armen mann zum besitzer eines goldeier legenden wundervogels. Der mann verkauft die kostbaren eier und wird reich. Während seiner abwesenheit kommt der käufer der eier zu der frau und verlockt sie durch ein liebesverhältnis


Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn, Emil Nestor Setälä, Yrjö Wichmann (Hrsg.): Anzeiger der Finnisch-ugrischen Forschungen, Band 9. Red. der Zeitschrift; Otto Harrassowitz, Helsingfors; Leipzig 1909, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anzeiger_der_Finnisch-ugrischen_Forschungen_09_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)