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Mot.

Wenn sie ist weiß und roth zugleich,
Ihr Fehl bleibt unbekannt.
Denn das Gewissen machet bleich,
Und Schaam die Wang entbrannt.
Jetzt ob sie noch so sehr sich schämt,
Es kommt nicht an das Licht,
Bey jeglichem Gewissen strömt
Das Blut ihr zu Gesicht.

Das ist ein Lied über weiß und roth, Herr.

Arm. Weissest du keine Ballade von einem König und einer Bettlerin? mich dünkt, ich habe so etwas von dir gehört.

Mot. Wenn eine so da ist, so dient sie weder zum drucken noch in Musik zu setzen.

Arm. Ich möchte sie gern geschrieben haben. Jung, ich bin in das Bauermädchen verliebt, das ich neulich mit dem vernünftigen Hunde Costard scherzen sah, und sie verdiente wohl –

Mot. Ausgepeitscht zu werden.

Arm. Sing, Junge, mein Geist wird schwermüthig für Liebe.

Mot. Das wundert mich, da ihr ein so leichtsinniges Mensch liebt.

Arm. Sing.

Mot. Bis die Compagnie vorüber ist.

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)