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könnte. Sie wählt, was ihr am nächsten und leichtesten ist. Und wie viele sinnliche Triebe hat nicht unser Körper, die leicht erregt werden können, wovon aber keiner leichter zu erregen ist, als derjenige, den ich euch unter dem Namen des Zeugungstriebes bekannt gemacht habe. So wenig dieser Trieb im Knaben- oder frühen Jünglingsalter den Zweck der Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts erfüllen kann und soll: so leicht kann er doch durch Vorstellungen einer müßigen Seele gereizt werden, und dann reißt er die arme Jugend zu der unglücklichen Befriedigung durch die Selbstschändung hin. Und ist dies Laster ein einziges mal verübt, so ist es natürlich, daß in dem ersten müßigen Augenblick, der wieder eintritt, sich der Reiz dieses Lasters der Seele von neuem und verstärkt darstellt; und dies leitet denn auf eine abermalige Wiederholung. Und so geht es denn immer fort; denn wodurch soll sich die Seele zerstreuen? Wodurch soll sie andere gute Vorstellungen bekommen? Wer müßig oder unbeschäftigt ist, der kann nur wenig Gedanken haben, die in seiner Seele abwechseln und ihm Unterhaltung verschaffen.

Wer immer beschäftigt ist, der denkt auch immer viel. Er denkt an das, was er er gethan

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/386&oldid=- (Version vom 31.7.2018)