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wurden, brachte man die anderen 1000 Meter weiter aufwärts, so daß der Aufenthalt sich wesentlich schon gegen die frühere Einrichtung verringerte.

In demselben Jahre 1822 machte Vinchon von Quémont einen Versuch auf der Seine. Der Mechanismus war nach den Angaben von Montgolfier und Dayme und bewegte eine verticale Trommel von 1,25 Met. Durchmesser und 0,55 Met. Breite, welche sich rechts und links drehen konnte, je nach dem Eingriff der Winkelräder. Die Dampfmaschine war nach dem System von Watt und hatte 6 Pferdekräfte, welche den gleichen Effect lieferten wie 10 Zugpferde. Auch hier hatte man noch kein durchlaufendes Seil, was ungenügend war.

Erst im Jahre 1825 bildete Eduard von Rigny eine Gesellschaft für die Schleppschifffahrt auf der Seine, zwischen Rouen und Paris, nachdem er sich überzeugt hatte, daß die unvollkommenen Resultate nur von der mangelhaften Einrichtung des Mechanismus herrühren. Er benutzte dabei die Erfahrungsresultate, welche Courteaut und Tourasse im Jahre 1821 auf der Saône machten, setzte an die Stelle der Pferdekraft die Dampfkraft, an die Stelle der Taue Ketten, und machte letztere so lang als den zu durchlaufenden Weg.

Die Gesellschaft führte den Namen „Entreprise des remorqueurs sur la Seine.“

Der Mechanismus des Schleppers „la Dauphine“, welchen die Gesellschaft ausführen ließ, war auf einem Schiffe mit ebenem Boden von 21 Meter Länge und 12,85 M. Breite. Er hatte eine Rotationsdampfmaschine von 30 Pferdekräften, welche eine gewöhnliche Trommel von 0,37 M. Durchmesser und 0,65 M. Länge in Bewegung setzte, mittels eines Rades von 1,3 M. Durchmesser auf der Achse der Maschine. In dieses Rad griff ein anderes von 0,75 M. Durchmesser; auf der Achse des letztern war ein Schaufelrad von 2,92 M. Durchmesser, welches beim Stromabwärtsfahren in Dienst trat, und auf der Achse des Schaufelrades war eine Rolle von 0,59 M. Durchmesser, deren Kehle dem Eingriff einer Kette entsprach, welche die Bewegung auf eine ähnliche Rolle fortpflanzte, die auf dem Vordertheil des Schiffes placirt war und endlich die Bewegung einer dritten Rolle von 0,54 M. Durchmesser auf derselben Achse mittheilte, über welche die Zugkette lief.

Die Transmission war der Art, daß wenn die Bewegungsmaschine 10 Umdrehungen machte, das Schiff mit einer Geschwindigkeit von 1015 M. in der Stunde ging.

Noch andere Versuche sind von M. F. Bourdon auf der Saône mit gleichzeitiger Benützung zweier Schiffe in den Jahren 1826 und 1827 gemacht worden, wobei man ebenfalls Dampfmaschinen von 30 Pferdekräften anwendete, welche ein Flügelrad und eine horizontale Trommel von 1,13 Meter in Bewegung setzten, über welche ein 600 Meter langes Tau lief.

Bei der Bergfahrt befestigte man jedes Schiff mit seinem Taue an den vordersten Schleppkahn, welcher hinaufgezogen werden sollte. Nun fuhr das eine Schiff stromaufwärts und wickelte sein Tau ab bis auf 600 Meter Länge. An dem Ende dieses Weges angekommen, wurde es verankert, das Schaufelrad ausgelöst und die Maschine in Gang gesetzt, so daß sie die Schleppkähne an sich heranzog, wobei das andere Schiff mit Hülfe der Flügelräder die Bewegung mitmachte. Waren die beiden Maschinendampfschiffe wieder beisammen, so setzte sich das zweite in Bewegung und wickelte sein Tau auf 600 Meter ab, setzte sich fest und zog, ähnlich wie das erste die Schleppkähne an sich, bis die beiden Dampfschiffe wieder beisammen waren; so fuhr man fort, bis der ganze Weg zurückgelegt war.

Dieses Verfahren hatte den Vortheil, daß man nur zwei Taue von 600 Meter Länge brauchte, allein es hatte auch den Nachtheil, daß viel Zeit verloren ging und die Taue sich sehr rasch abnützten.

Die Herren Tourasse und Mellet gaben in ihrer Beschreibung über Dampfschiffe folgende Erklärung eines Schleppschiffes mit 24 Pferdekräften, welches sie im Jahre 1829 für den Dienst auf der Seine von Rouen nach Paris vorschlugen.

Das Fahrzeug des Schleppers hatte wie die meisten Dampfschiffe einen ebenen Boden und war für das Abwärtsfahren mit Schaufelrädern versehen. Um nun durch Schleusen und enge Stellen des Flusses fahren zu können, war die Einrichtung getroffen, daß man diese Schaufelräder um ihre Breite zurückschieben konnte. Der Mechanismus zum Aufwärtsziehen bestand aus zwei Trommeln, über welche ein Tau sich aufrollte, das einem festen Punkte angehängt war. Die Kette oder das Drahtseil war ein wenig länger als der zu durchlaufende Weg und seine Stärke war verschieden, je nach der Stärke der Strömung. War man alsdann an einer starken Strömung angelangt, so wurde das Seil an einen festen Punkt am Ufer angehängt und erst, wenn diese Strömung überwunden war, wieder losgelöst.

Dies waren die verschiedenen Einrichtungen, welche man bis zum Jahre 1829 kannte, und welche die Herren

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M.B. : Ueber Flußschifffahrt, insbesondere die Kettenschifffahrt. Allgemeine Bauzeitung, Wien 1865, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Bauzeitung_Wien_1865_p194.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)