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Fortbaue einige Hindernisse zu verursachen. Es dürfe nur der Baumeister Schmidt zu ihm kommen, mit welchem er solche Abrede nehmen wolle, daß nicht aufgehört, sondern fortgefahren werden könnte.“ Hierauf wurde Schmidt „instruiert, noch heute abend hinzugehen und Exner mit aller möglichen Mäßigung dahin zu disponieren, daß der Bau nicht aufgehalten werde“. Eine Woche später erklärte Bormann in der Ratssitzung, „daß es untunlich sei, die Fundamente zu legen, um so mehr, als Exner gesagt habe, es stünde dem Oberbauamt (wohl Oberbaukommission) frei, den Bau zu inhibieren. Dies und noch mehr habe auch Globig gesagt.“ Leider erfahren wir nichts über das „noch mehr“. Globig, der Präsident des Oberkonsistoriums fand sich noch am selben Tag am Bau ein. „Dort demon­strierte Schmidt u. a., wie er auf Exners Veranlassung den Turm abgeändert. Schmidt soll auf Globigs Veranlassung zu Exner gehen und fragen, ob nicht nach diesen Abänderungen fortgefahren werden dürfe. Außerdem sei es bedenklich, mit dem Bau zu kontinuieren.“ Am nächstem Tag erfuhr Schmidt von Exner, „das Oberbauamt habe bereits Befehl den Bau zu inhibieren. Es sei gut, daß er dieserhalb bei ihm anfrage. Er solle die geänderten Risse einreichen“. Schmidt erwiderte, diese könne er nicht anfertigen, bis er seine alten zurück hätte. Weiter sagte er: „Es wird Aufsehen machen in der Bürgerschaft, wenn der Bau sistiert werde, er (Exner) wolle wenigstens vier Schichten Quader Turmfundament erlauben.“ Exner entgegnete, „sie hätten den Inhibierungsbefehl“. Nun beschloß der Rat, „den Bau zu sistieren, nachdem der Aktuar bei Exner nochmals endgültig angefragt“.

Die Vorgänge bei der Oberbaukommission in dieser Zeit sind nicht bekannt.[1] Vieles wird nur mündlich erörtert worden sein. Obwohl Exner nur von einer Abrede mit Schmidt, und Gersdorf von der Behebung des „Orgelbedenkens“ die Fortführung des Baues abhängig machte, mußte dieser, nachdem beides erfolgt war, auffälligerweise doch sistiert werden. Bei nur einigem Wohlwollen der Behörde und wenn sie auftragsgemäß auf einen Kompromißplan hinarbeitete, war die Inhibierung nicht erforderlich. Aber Exner hatte wohl bereits damals die Absicht, eigene Fassaden- und Turmpläne durchzusetzen, für die der Schmidtsche Turmgrund nicht ausreichte und für deren Durchbildung er Zeit brauchte. Das „Orgelbedenken“ war ihm nur willkommener Anlaß zur Einmischung. Nicht im Auftrag der Kommission wurde er tätig, sondern aus eigenem Antrieb. „Exner hat es über sich genommen, u. s. f.“ heißt es im Schlußbericht. Genau wie Knöffel im Beginn des Frauenkirchenbaues einen eigenen Plan unterzuschieben suchte, ging jetzt sein Schüler Exner vor.

Als dann die Bauzeit des Jahres 1767 nahte, wandte sich der Rat an das Oberkonsistorium mit der Bitte, „sich für eine Resolution zu verwenden, daß der angefangene Bau nach allgemeinem Verlangen hiesiger Einwohner seinen Fortgang habe und nicht durch allzu kostbare neue Projekte die Ausführung gar zu teuer werde“. Das Schreiben war jedoch ohne jeden Einfluß auf Xavers Ent­scheidung. Schmidt und dem Rat gegenüber bedeutete die Aufzwingung der Exnerschen Risse ein schweres Unrecht und eine große Willkür, auch nach damaligen Rechtsbegriffen. Der Eingriff in die Baufreiheit war um so härter, als Schmidt Konzessionen gemacht, Änderungen getroffen und sein neuer Plan bloß „noch nicht gänzlich“ dem Wunsche der Oberbaukommission entsprach. Prinz Xaver hoffte wohl, den Kampf um die Plangestaltung der Kirche zu beenden und den Baufortgang zu fördern, aber er erreichte das Gegenteil. Denn einmal waren die Pläne Exners, über die kein Architekt, sondern nur die vier Offiziere der Kommission ein überdies sehr oberflächliches Gutachten abgegeben hatten, sehr angreifbar und weiter war die Persönlichkeit Exners einem friedlicheren Weitergang des Baues hinderlich.

Die Einwände gegen Schmidts Pläne.

Den Gutachten von Krubsacius lag das zweite Neubauprojekt Schmidts mit dem alten Turm zugrunde. In seinem ersten Schreiben trennte er in: Befestigung, Proportion, Kolonnaden und Verzierung. Betr. Befestigung erklärte er: An dem schon mehrfach abgebrannten Turm sei die nötige Verzierung nicht ohne äußerste Gefahr anzubringen. Selbst Anmalen erfordere Gerüst und große Kosten. Er schlage bloßes Abfärben vor. Die Widerlager habe Schmidt wohlbedächtig soviel wie möglich verstärkt.

Aber das Gewölbe erfordere „erstaunende“ Lehrbögen und starke hohe Gerüste. Es sei aber nicht imstande,


  1. Hauptstaatsarchiv loc. 10992, Konzepte des General-Lieutenant von Gersdorf enthalten nichts hierüber.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/87&oldid=- (Version vom 9.4.2024)