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zu fügen habe“. Im Erlaß an den Gouverneur wurden Exner unerhebliche Abweichungen von seinem Plan in den Verzierungen ausdrücklich gestattet. Den äußeren Anlaß zu Exners Berufung gab die im späteren Bericht des Gouverneurs enthaltene „durch die Oberbaukommission ihm übermittelte Anmerkung Exners“, „daß nicht allein die höchste Sorgfalt, sondern auch alle an die verfertigten Risse (Exners) verwandte Mühe vergebens sein dürfte, wenn die Exekution dieses wichtigen Werkes nicht solchen Personen anvertraut würde, welche nebst dem besten Willen auch hinlängliche Wissenschaft besitzen und durch fleißige Obsicht alles hierbei Vorfallende solchergestalt auszurichten trachten, damit dieser Bau für die spätere Posteriorität dauerhaft hergestellt werde“.

Durch den Beschluß Xavers schied Krubsacius aus der Baugeschichte der Kirche. Erst zehn Jahre später trat er in sie wieder ein als Mitglied derselben Oberbaukommission, die jetzt seine Pläne verwarf. Redliches Bemühen um das Beste der Kirche, Offenheit und Ehrlichkeit im Streite war die Grundlage seines Handelns und Denkens. Keinerlei persönliches Moment trübt das Bild seines Ringens mit Schmidt um die Durchsetzung seiner Ansichten, um den Sieg in der Turmkonkurrenz. Daß gleichzeitig im Wettbewerb für den Landhausbau seine Pläne den Exnerschen vorgezogen und ihm die Ausführung übertragen wurde, mag ihn über die Niederlage beim Kreuzkirchenbau getröstet haben.

Exner, der nun in den Vordergrund trat, war mit der Oberbaukommission 1764 durch die Be­rufung des Krubsacius als Gutachter übergangen worden. 1765 wurde er zur Turmkonkurrenz mit aufgefordert. Im Frühjahr 1766 erklärte er dem Bauschreiber auf dessen persönliche Anfrage: „Er könne vor überhäufter Arbeit keinen Turmriß fertigen. Er würde auch überdies noch keinen fertigen, damit der Kirchenbau nicht länger aufgehalten würde, zumal er glaubte, daß auch ohne denselben der Bau ganz wohl fortgesetzt werden könnte.“ Wohl hatte er seit 1764 die Vertretung des erblindeten Oberlandbaumeister Schwarze, aber seit 1765 war in die Landbaumeisterstelle der aus Polen zurück­gekehrte Knöbel eingerückt. Daß es dem Oberbauamt an genügender Beschäftigung fehlte, hören wir 1764. „Es erscheint untunlich, die Zahl der „Diener“ auf die wirklich benötigten herabzusetzen. Vakanzen sollen nicht neu besetzt, sondern die Arbeiten auf die übrigen Beamten verteilt werden.“ (Hauptstaatsarchiv loc. 2215 Bl. 136.) Schwerlich ist der Arbeitsmangel so rasch durch Überbürdung abgelöst worden in einer bautenarmen Zeit. Daß Exner an einem Turmentwurf damals schon ge­arbeitet, ist trotz seiner Absage nicht ausgeschlossen. Aber er sah wohl klar voraus, daß bei der Un­selbständigkeit Xavers die Oberbaukommission als Schiedrichter berufen würde und daß diese Berufung sich betreiben ließ. Als Mitglied der Kommission und Mitrichter konnte er sicherer Einfluß auf den Bau gewinnen und, wie es dann geschah, eigene Pläne durchsetzen, als wenn er in Reih und Glied mit Krubsacius und Schmidt vor diesem Forum erschien. Kurz ehe die Konkurrenzpläne ans Kabinett gelangten, wurde Exner zum wirklichen Oberlandbaumeister ernannt und damit sein Ansehen und Ein­fluß zweifellos gesteigert. Dem Prinzen Xaver war er persönlich bekannt infolge der Bauausführungen in Pillnitz und anderen Schlössern, die dem Oberbauamt, nicht etwa, wie heute, dem Hofbaumeister unterstanden. Im Juli 1766 saß Exner dann wirklich über Schmidt und Krubsacius zu Gericht.

Während der Verhandlungen über Schmidts Turmplan war im August 1766 der Kirchenbau so weit fortgeschritten, daß der Grund zum Turm gelegt werden konnte. Bormann erkundigte[1] sich beim Vorsitzenden der Oberbaukommission, General-Lieutenant von Gersdorf. Dieser „äußerte, ein Bedenken sei entstanden insbesondere wegen Anlegung der Orgel, Exner habe ein Projekt unter den Händen zur Hebung des Bedenkens. Wenn dies fertig, soll nichts an der Beförderung der Sache ermangeln.“ Exner wurde nun von Bormann „mit inständiger Bitte angegangen, daß nicht durch ein anderweit geändertes Dessin dem Bau eine neue Verhinderung zugezogen werden möchte“. Exner entgegnete, daß es sich nicht um die Orgel handle, sondern daß der Baumeister „die innere Seite des Turmes auf einen 18 Ellen weit gespannten Bogen gesetzt hätte, so darauf in der Höhe zu stehen käme; das könne keinen Bestand haben. Deswegen erfolge Ausarbeitung eines anderweiten Vorschlags.

Er hoffe ehestens damit zustande zu kommen. Inmittels wäre er nichts weniger gesonnen, als dem


  1. R. A., II. 103[WS 1] Miscellanea S. 17.

Anmerkungen (Wikisource)

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/86&oldid=- (Version vom 26.4.2024)