Seite:Alfred Barth Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche.pdf/70

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Auftrag hierzu erhielt 1764 der städtische Oberbauschreiber Andreas Hünichen. Er trat mit Schmidt persönlich in Verbindung und verschaffte sich von ihm die Grundrisse der vier großen Dresdner Kirchen. (Sie liegen mit einem solchen der deutschen Kirche zu Kopenhagen im Zittauer Ratsarchiv.) Am 11. November 1765 wurde sein Plan in Dresden approbiert, 1766 der Bau begonnen. Geldmangel, Einsturz eines Turmes und Fehler in der Dachkonstruktion hatten eine Verzögerung der Fertigstellung und Änderung der Pläne durch Schinkel 1833 zur Folge.

Hünichen[1] lehnte sich eng an das erste Umbauprojekt Schmidts zur Kreuzkirche an. Im Grundriß war hier wie dort die alte Turmseite mit zu benutzen. Hierdurch war auch die Lage der Orgel gegeben. Die größere Breite der Turmstümpfe (10 m gegen 8,50 m bei der Kreuzkirche)


Johanniskirche in Zittau nach dem Entwurf
Hünichens von 1765. Maßstab 1 : 500.
Grundriß nach den Zeichnungen in der Königlichen
Bibliothek. Querschnitt nach einem Riß
im Zittauer Ratsarchiv.


gestattet die Anlage von Emporentreppen in ihrem Innern. Zwei weitere werden ähnlich wie bei der Annenkirche, aber in Stein, in den Kirchenecken seitlich vom Altar untergebracht. Dieser selbst steht in seiner Arkade unmittelbar vor der Außenwand. Der Mittelsaal erscheint exzentrisch gegen die Altarseite verschoben. Seine Abmessungen sind sehr bedeutend. An Grundfläche wird er nur von der Kreuzkirche übertroffen. Die Länge ist die gleiche, das Verhältnis ist schlanker. Die Kanzel liegt am Rande des Altarplatzes, an einem Pfeiler.

Im Querschnitt sind die Höhenverhältnisse der Dreikönigskirche zugrunde gelegt. Der Mittel­saal würde etwas gedrückt wirken. Statt des schweren gebrochenen Satteldaches ist über den Emporen nach Schmidts Vorbild eine Anschweifung in Holz mit eingetieften Fenstern für den Mittelsaal an­geordnet. Außer Betstuben im Erdgeschoß sind zwei Emporen vorgesehen.

Die äußere Gruppierung weicht von den Dresdner Kirchen durch die Ausbildung eines Turm­paares


  1. Gut erhaltene Kopien in der Königl. Bibliothek in Dresden, Originale im Zittauer Ratsarchiv.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/70&oldid=- (Version vom 1.5.2024)