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das Konzept nicht die Unterschrift Xavers, der (nach Exners Vortrag vom 11. Juli 1768) „vielmehr höchstes Wohlgefallen an der darauf zu setzenden Attika und Wölbung des Schiffes bezeiget“. Daraufhin erstattete Ferber einen ausführlichen schriftlichen Vortrag. Darin heißt es, die Wegreißung der Schmidtschen Pfeiler sei aus zwei Ursachen angeraten worden, weil sie zu schwach seien, Attique und Gewölbe zu tragen und weil sonst das schöne und simple Profil Exners nicht stattfinden könne. Für dessen Plan spreche die „Erhabenheit“ der Postamente und Säulen (d. h. ihre große absolute Höhe). „Einerlei Ordnung gehet in der ganzen Kirche, das Orgelchor und den Altar nicht ausgenommen, herum. Die Bögen sind zwischen den Säulen geschlossen. Das Werk ist mit einem ebenfalls fortgehenden schönen Hauptgesims kouronniert. Nirgends sind die Linien unterbrochen oder eine andere Zierat angebracht als diejenige, welche mit der Solidität verknüpft ist. Die Teile sind groß und das Ganze edel und simple.“ In Schmidts Plan dagegen „erreichen die niedrigen Säulen nicht den Anfang des Gewölbes beziehentlich der geschalten Decke. Die Bögen sind erst über den Säulen geschlossen, folglich fällt der in der ganzen Kirche herumgehende Hauptsims weg. Die abgeschnittenen Imposten (Gebälkstücke) der Säulen sollen dessen Stelle unschicklicher Weise vertreten. Zwischen Imposten und Kuppel (Muldengewölbe) entsteht eine unmäßige Höhe samt einer über derselben hinlaufenden Balustrade, deren Verzierung in Eisen vielen Aufwand erfordern und doch allemal ins Gotische (Barocke) verfallen wird. Der Altar wird ins Ganze nicht können eingezogen werden und eine ganz verschiedene Säulenproportion erhalten müssen. Hier sind also die Teile klein, die Linien überall unterbrochen, das Ganze nicht zusammenhängend und die Verzierungen fast nirgends aus dem Erfordernis des Werks genommen.“ Die steinerne Attique mit einem hölzernen Dach (soll heißen Decke) halte Exner mit Sicherheit nur für möglich, wenn die Pfeiler neu aufgeführt würden. Ob der Rat das Geld aufzubringen vermöge, bleibe dahingestellt. Außer den beiden Vorschlägen der Oberbaukommission, nämlich Festhalten an den Exnerschen Profilen unter Vergrößerung der Schmidtschen Pfeiler, „jedoch mit einer geschalten Decke“, oder Festhalten an der Schmidtschen inneren Anlage, aber mit einem gebrochenen Dach statt der Attique, schlug Ferber als dritte Möglichkeit vor, nur den Turm nach Exners Plan anfangen zu lassen, über die inneren Pfeiler aber erst zu entscheiden, nachdem „entweder Exner noch einen Versuch, wie die innere Einrichtung ohne Wegreißung zu verbessern und besonders der untere Teil (das Postament) erhöht werden könne, oder, wenn er seine Werkmeister beim Bau hat, einen dann möglichen näheren Überschlag der Kosten“ gefertigt habe.

Prinz Xaver entschied sich für diesen dritten Vorschlag. Der seit anderthalb Jahren sistierte Bau konnte wieder weitergehen. Exners Profile sollten auf jeden Fall zur Ausführung kommen. Offen blieb nur die Frage, ob hierzu die Pfeiler wegzureißen oder bloß zu verstärken seien. Xaver wollte „die Ausführung des Baues nach des Ratsbaumeisters Rissen in keiner Weise zugeben“. Im einzelnen wurde noch auf Vorschlag Ferbers und Wunsch Exners beschlossen, „die Exnersche Beant­wortung des Schmidtschen Aufsatzes zu des Rates eigener Überzeugung zwar diesem zuzufertigen, jedoch daß er solche Schmidten keineswegs hinausgebe und alle Kontestation hierunter völlig niedergeschlagen bleibe“. „Schmidt soll seines zeither unziemenden Betragens verwiesen, zu künftiger mehrerer Be­scheidenheit und gebührender Achtung gegen den auf höchsten Befehl bei der Sache konkurrierenden Oberlandbaumeister angewiesen werden.“ Von den Rissen sollen nur die approbierten Exnerschen hinausgegeben werden. Exner solle wenigstens zwei sichere Werkmeister nebst den dermaligen des Rates zuziehen dürfen, denn „er könne, sobald er sich vom Baue entferne, auf dessen behörige Ausführung nicht mehr rechnen“. Schließlich fand noch folgender Vorschlag Xavers Zustimmung: „Exner möge nicht als ein das Werk ausführender Bauverständiger, sondern als churfürstlicher zur Oberaufsicht über dessen Ausführung bestellter Kommissarius konkurrieren, und Prinz Xaver ihm die Belohnung selbst reichen lassen. Solches ist der Natur des Auftrags gemäß zur Förderung der Sache gar ratsam, wie denn besonders derselbe gegen den unruhigen Ratsbaumeister in so mehrere Autorität gesetzt werden dürfte und so wie eine der zeitherigen Exzeptionen gänzlich wegfiele.“

Um Erläuterungen und Begründungen der Zwischeninstanzen bereichert kam die Resolution ziemlich rasch an den Rat. „Da ihr, der Rat, ohnehin ein eure Kräfte weit überschreitendes Werk unternommen, soll aller entbehrlicher Aufwand vermieden werden, wie gleichwohl derjenige Aufwand,

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/100&oldid=- (Version vom 16.4.2024)