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Schweinsburg.


In dem herrlichen Pleissengrunde erhebt sich auf einem steilen Hügel das Schloss Schweinsburg, mit seinen hellen Mauern weit hinaus schauend in die liebliche Aue, welche in bunter Abwechselung von grünen Wiesen, fruchtbaren Feldern und dunklen Waldungen zwischen den Höhen des Voigtlandes hervortretend sich nach Altenburgs Ebenen hindehnt. Das Schloss, im Jahre 1743 neu erbaut, ruht grösstentheils auf den Grundmauern der alten Burg, und enthält ein Hauptgebäude mit daran stossendem kürzeren Flügel, in welchem Letzteren sich die sehenswerthe Kapelle befindet. Der mächtige Thurm mit seinen uralten ungeheuern Mauern ist ein Ueberbleibsel des alten Schlosses und enthält einen Salon, nach welchem vom Hofe herauf eine Freitreppe führt. Ausserdem enthält Schweinsburg ein hübsches modernes Wohnhaus und einen alten gethürmten Bau, der ein Ueberrest der Vorzeit ist und zu ökonomischen Zwecken benutzt wird. Nahe beim Schlosse stehen die Wirthschaftsgebäude und eine Mühle, neben der eine Brücke über die Pleisse führt.

Erst seit dem fünfzehnten Jahrhundert führt Schweinsburg seinen jetzigen Namen; in den ältesten Zeiten hiess es die Burg Crimmitzschau, und so weit die Geschichte des nahegelegenen Städtchens Crimmitzschau zurück geht, kennt man auch die Geschichte des Schlosses, indem Stadt und Schloss bis zum Jahre 1765 stets einem Herrn gehörten. Die ältesten Besitzer Crimmitzschau’s werden im dreizehnten Jahrhundert, wo die Gegend noch kaiserliches Gebiet war, genannt – sie hiessen damals nach dem Schlosse „Herren von Crimptschawe,“ gehörten indessen vermuthlich zur Familie der Herren von Schönburg. Der erste Herr von Crimmitzschau wird in einer Urkunde vom 1210 erwähnt, und im Jahr 1212 beschwor ein Heinrich von Crematzowe einen Vergleich zwischen Kaiser Otto IV. und dem Markgrafen Dietrich zu Meissen. Derselbe Heinrich war 1221 kaiserlicher Statthalter des Pleissnerlandes, und unterzeichnete in diesem Jahre eine Urkunde, worin Bernhard und Conrad von Kamenz dem Kloster Buch ihr Erbtheil in Lastau verkaufen. Nach der Sitte damaliger Zeit that Heinrich von Crimmitzschau ein Gelübde, nach Rom zu wallfahren, um dort in der Kirche St. Pauli und Petri zu beten, und hatte bereits alle Anstalten getroffen, seine Absicht in Ausführung zu bringen, als er einen Besuch des Bischofs von Naumburg empfing, der ihn dringend bat, wegen der Abwesenheit des Kaisers, der auf seinem Römerzuge begriffen war, im Vaterlande zu bleiben und dem Himmel ein anderes Opfer zu bringen. Heinrich fügte sich den Bitten Bischof Engelhards und anderer vornehmen Leute nicht ungern, baute aber zur Erfüllung seiner frommen Verpflichtung auf Anrathen des Bischofs, zu dessen Sprengel das Pleissnerland gehörte, nicht weit von der Stadt Crimmitzschau, auf die Stelle, wo bisher ein kleines, dem heiligen Martin geweihtes Kirchlein stand, mit Einwilligung seiner sieben Söhne ein Kloster Canonicorum Regularium S. Augustini.

Dieser Heinrich wird im Jahre 1223 urkundlich das letzte Mal erwähnt, wo in seiner und Bischof Engelhards Gegenwart ein Altenburger Bürger dem Marienstifte daselbst drei Hufen Feld übergab.

Von Heinrichs sieben Söhnen war Günther im Jahre 1223 Statthalter des Pleissnerlandes und trat 1273 in den deutschen Orden. Tzymo von Kirmaschowe kommt in einem Diplom von 1270 als Zeuge vor, und Ulrich von Kirmaschowe unterzeichnete 1271 einen Vergleich des Burggrafen Erkenbert von Starkenberg mit dem Kloster Grünberg. Ulrichs Todesjahr ist nicht bekannt, im Necrologio Chemnizense ist nur gesagt: VIII Id. Octob. Depositio Ulrici militis de Krimaczhou et uxoris ejus Sophie. Der letzte Herr von Crimmitzschau hiess Heinrich, und soll als Kanzler des Königs Johann von Böhmen bei seinem Gebieter in grossem Ansehen gestanden haben.

Mit dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts waren Schloss und Stadt Crimmitzschau Eigenthum der Herren von Schönburg; es ist indessen nicht unwahrscheinlich, dass die Güter der Herren von Crimmitzschau an eine andere Linie ihrer Familie gelangten, die sich von Schönburg nannte. Fricz von Schonenburg befand sich 1301 im Besitz von Crimmitzschau. Von ihm spricht eine Urkunde des Klosters Frankenhausen, worin eine gewisse Gertrud den Nonnen Zinsen im Dorfe Leitelshain überliess. Im Jahre 1305 schenkte dieser Fritz von Schönburg, der theils auf der Schweinsburg, theils auf dem Schlosse Lichtenstein hauste, dem Kloster Frankenhausen das Patronatrecht über die Kirche zu Zschernitzsch, und 1306 leistete er den verbündeten Städten Altenburg, Chemnitz und Zwickau – die zu jener Zeit mit den Markgrafen von Meissen um ihre Unabhängigkeit kämpften – die schriftliche Zusage, ihnen keinen Schaden zuzufügen. Die Städte schlossen später mit Fritz von Schönburg einen Bund, dass sie einander gegen alle Feinde beistehen wollten.

Im Jahre 1317 wird ein Frizko von Schönburg auf Crimmitzschau erwähnt, und 1322 Friedrich von Schönburg, welcher dem Kloster vier Schillinge Pfennige jährlicher Einkünfte verkaufte, und 1328 übergab Fritzko von Schönburg seine Ansprüche auf die Mühle zu Podelwitz bei Weissenfels dem Kloster Beutitz. 1322 treten Hermann und Friedrich von Schönburg, zwei Brüder, als Zeugen einer Vereinigung zwischen dem Abte des Klosters Buch und dem Probste des Klosters Sornzig auf, wobei Hermann, obgleich sein Vater noch lebte, Herr von Crimmitzschau genannt wird. Friedrich von Schönburg, der Vater, Herr in Crymatschow, übergab 1333 dem Convent zu Beutitz ein Lehn Feld und sieben Acker in Corbetha.

     Erzgebirgischer Kreis, 2tes Heft, od. 9tes Heft der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/023&oldid=- (Version vom 7.5.2017)