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Louise Pauline, der zweiten Tochter des Erb-, Lehen- und Gerichtsherrn Friedrich Schmalz auf Glossen und Schöps in der Oberlausitz, die ihm zwei noch lebende Töchter gaben, vermählte, und nach deren frühern am 4. August 1834 in Hof erfolgten Hinscheiden, den 2. Februar 1826[VL 1] zum 3ten Male mit dessen 3ten Tochter Emma Elisabeth sich verehelichte.

Herr Adam Theodor von Thielau Rüssing endlich überlies Gröba seinem Schwager Herrn von Kommerstädt, welcher solches zur Zeit noch besitzt.

Unter den Rittergutsgebäuden, die sich grösstentheils gleich am Ausflusse der Döllnitz befinden, wo im Winter die Elbkähne von Riesa liegen, verdient das mit einem Thurme versehene Schloss besondere Erwähnung, welches im Jahre 1707 von J. G. von Arnim erbaut worden ist. Dieses Schloss, wie es in der Abbildung zu sehen, ist in neuerer Zeit noch sehr verschönert worden. Die das Schloss früher umgebenden Wirthschaftsgebäude sind weggerissen und auf die Anhöhe gebracht. Die in den obern Theil des Schlosses führende Treppe von aussen, so wie der grosse Damm um dasselbe von der Elb- und Bachseite, um es so viel als möglich gegen das Eindringen des Wassers zu sichern, sind Bauten des vorigen Herrn Besitzers, welcher um so grösseren Anspruch auf Dank seiner Untergebenen zu machen berechtigt ist, da durch den zuletzt erwähnten Dammbau, auch Kirche und Schule mehr vor den Ueberschwemmungen geschützt worden ist.

Die Baumpflanzungen, die Alleen nach Riesa und Pausitz, die Zusammenlegung der Fluren sind lauter Werke des Herrn von Thielau-Rüssing.

In Gröba, zwischen Merzdorf und Riesa, ganz in der Nähe der Eisenbahn, giebt es auch eine von den sogenannten wüsten Marken, jenen Ueberresten, die sich meistentheils vom Hussitenkriege herschreiben. Sie wurde sonst nur als Hutung benutzt und hiess der Kuckelitz oder die Kuckelitzlehde. Im Jahre 1839 ist dieselbe getheilt worden, und der grösste Theil davon kam an das Rittergut. Die Pfarre und jedes grössere und kleinere Bauergut erhielt ungefähr 2½ Scheffel und die Schule und jedes Haus ungefähr 2 Metzen. Jetzt ist das beste Ackerland aus diesem wüsten Boden, wo früher ein Dorf stand, gezogen worden.

An der Strasse nach Riesa, nicht weit vom rechten Ufer der Döllnitz liegt ein Feldstück, das den Namen der Thorbrücke führt. Dieses hat seinen Namen auf alle Fälle von Thor, dem Donnergotte, den die alten Deutschen als einen Beschützer auf Reisen, einen Retter in Gefahren verehrten.

Ein Theil jenes Feldstückes gehörte bis zum Jahre 1837 zum Pfarrgute. In dem letzteren Jahre wurde er mit einem herrschaftlichen Stücke Feld auf dem sogenannten Galgenberge vertauscht.

Noch ist bemerkenswerth der unweit des Rittergutes, an der Elbe nach Riesa zu gelegene aus Granitstein bestehende sogenannte Kutzschenstein. Es ist dies ein Felsen, der für Gröba bei dem Andrange der Eismassen ein mächtiger Schutz ist, und dessen Name mit dem altsächsischen Worte Kutter, einem Orte, wo sonst in Kriegszeiten eine Wache hingestellt war, oder eine Schutzwehr.

In dem Kutzschensteine befindet sich ein grosser herrschaftlicher Keller und über diesem ein Pavillon, der aber nicht mehr benutzt wird. Auch erwählte sich hier auf dem Kutzschensteine die 1828 verstorbene Besitzerin von Gröba ihre Ruhestätte und eben da lies ihr in den Jahren 1835 und 1836 ihr zweiter Gemahl ein herrliches, aus Sandstein bestehendes und von dem Bildhauer Gareis in Ostritz bei Löbau verfertigtes Denkmal errichten. Vor einer grossen Pyramide, auf deren Rückseite ein Engel mit einer Urne angebracht ist, befinden sich drei grosse Figuren und ist die erste eine sitzende greise Pilgerin mit aufwärts gerichtetem Blicke, den Stab an ihrer Seite und den Hut zu ihren Füssen; die zweite die Hoffnung mit der einen Hand auf den Anker sich stützend und mit der andern nach oben zeigend; und die dritte etwas höher, die Religion mit niederwärts gerichtetem Auge, in der linken Hand ein Kreuz und in der rechten einen Kranz haltend. An der einen Seite der Pyramide erblickt man ein Füllhorn, einen Bienenstock und eine Weizengarbe als die Sinnbilder des göttlichen Sorgers. Der obere Theil der Pyramide trägt in vergoldeten bronzenen Buchstaben die Inschrift:

MARIA ELISABETH RUESSING AUF Gröba UND Hof, geb. Pfeiffer, geb. am 22. October 1748, gest. den 15. April 1828.

Eine am Fusse des Denkmals angebrachte Marmorplatte endlich enthält die Worte:

„Müde Pilgrin, leg’ ihn nieder,
     Deinen Stab, Du bist am Ziel!
Kehre zu der Heimath wieder
     Aus dem irren Weltgewühl.

Dort wird, was hier Nacht war, tagen,
     Was hier schmerzte, Wonne sein,
Was wir nimmer hier erjagen
     Nennst Du droben ewig Dein!“

Eine Kirche war in Gröba ebenfalls sehr frühzeitig. Denn 1168 schenkte der Bischof Udo zu Naumburg dieselbe dem bosanischen Kloster Riesa. Daher mag es auch gekommen sein, dass die Collatur über das hiesige Pfarramt früher dem ehemaligen Kloster und dann dem Rittergute Riesa zustand, welche erst im Jahre 1708 mit Bewilligung des damaligen Oberconsistorium von der damaligen Besitzerin von Riesa, einer gewissen Felgenhauer, an die Besitzer des Ritterguts Gröba verschenkt wurde.

Die jetzige Kirche ist von Grund aus im Jahre 1720 neu erbaut. Ihr Inneres ist einfach, hell und freundlich und bildet ein längliches Viereck. Tritt man durch den Haupteingang in dieselbe ein, so hat man daher den Altar mit der Kanzel über ihm. Hinter dem Altare ist die Sacristei, zu beiden Seiten desselben stehen der Beichtstuhl und der Kirchvaterstuhl und rechts und links vom Altarplatze befinden sich die Capellen der hierher eingepfarrten drei Rittergutsherrschaften und unter ihnen die früheren Erbbegräbnisse derselben. Ueber der Capelle der Gröbener Herrschaft erblickt man das Wacker’sche Wappen mit der Umschrift:

Johann Benedictus Wacker 1783.“

Ueber dem Beichtstuhle sieht man ein Epitaphium, welches Johann Christoph von Arnim seinen Aeltern und seinem einzigen Bruder widmete, sowie über dem Kirchvaterstuhle das Epitaphium, das dem obenerwähnten zweiten Nicol von Nitzschwitz und dessen Gemahlin gewidmet ist.

Die Pfarrgebäude liegen in einiger Entfernung von der Kirche, mitten im Dorfe; das Schulhaus, der Kirche gegenüber an dem Wege, der von dem Rittergute aus durch das Dorf führt. Die Erbauung derselben, im Jahre 1819, hat die damalige Besitzerin Frau Rittmeister Rüssing bewerkstelligt, welche sich sammt ihrem Herrn Gemahl ein bleibendes Andenken erworben hat. Zwei Denktafeln von der Zeit der Einweihung der Schule stammend, deuten auf die edlen Gesinnungen dieser Gerichtsherrschaft hin.

Eingepfarrt nach Gröba sind Oberreussen, Forberg, Mertzdorf und Pochra und Bobersen und Lossa jenseits der Elbe.

Ausserdem findet man in Gröba zwei Mühlen und 20 Bauergüter von verschiedener Grösse, 40 Häuser mit Einschluss zwei Armenhäuser, ein Spritzenhaus und einen früher zum Rittergute gehörigen Gasthof. Die Einwohner, deren Anzahl auf 500 sich beläuft, beschäftigen sich mit dem Ackerbaue, zum Theil aber auch mit gewöhnlicher Tagelöhnerarbeit oder mit Handwerken. Es giebt hier Stell- und Rademacher, einen Huf- und Waffenschmied, Schneider, Leinweber, Zimmerleute und Maurer. Gröba gehört jetzt zum Gerichtsamt Riesa, zum Bezirksgericht Meissen, zur Amtshauptmannschaft Meissen, zum Regierungsbezirk Dresden.

M. G.     





Druck von Sturm und Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1836
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/240&oldid=- (Version vom 17.1.2018)