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welches letztere indessen nur bei kirchlichen und gerichtlichen Angelegenheiten diesen Namen führt, denn da es mit Miltitz in einem Kirchen-, Schul- und Gemeindeverbande steht, so werden beide Dörfer insgemein nur mit dem Namen Miltitz belegt. Der Ort enthält fünfundfunfzig Feuerstätten mit etwa dreihundertsechzig Einwohnern, die sich hauptsächlich von Feldbau, Viehzucht und Obstbau nähren, während die ärmere Classe in einem hier befindlichen bergmännisch betriebenen Kalksteinbruche Beschäftigung erhält, oder in einem andern Bruche, wo ein unter dem Namen Käferstein bekannter Baustein gewonnen wird, Arbeit und Verdienst findet.

Miltitz ist ein von den Sorben gegründeter Ort, und sein Name bedeutet so viel als eine vor Winden geschützte Stätte. Schon im zwölften Jahrhundert war Miltitz ein beträchtlicher Ort, nach dem sich damals bereits ein adeliges Geschlecht nannte. Das hiesige Rittergut gehörte 1186 dem Ritter Dietrich von Miltitz und 1372 besass es Hans von Miltitz von dem noch eine Urkunde vorhanden ist, in welcher er der Pfarrkirche zu Miltitz vier Schock achtundvierzig Groschen Freibergisch, achtunddreissig Hühner und acht Schock Eier jährlichen Zinses, zu Mutzschwitz gelegen, so zur Lehne rühren von der Cathedrale in Meissen, überliess. Für diese Lieferung sollte der Pfarr an der Miltitzer Kirche dem Capitel in Meissen jährlich zwei Schilling Groschen zu Walpurgis und eben so viel zu Martini zu dem Anniversario des Stifters in die Domkirche geben, in der Kirche zu Miltitz aber täglich eine Messe lesen, und dabei des Stifters, Johann von Miltitz, seiner Gemahlin Mechtild und aller seiner Vorfahren Brüder und Erben, der Todten und Lebendigen, Erwähnung thun. Diese Schenkungsurkunde ist datirt Freitags nach Lätare 1372 zu Zelle vom Bischof Conrad II. –

Die Herren von Miltitz besassen ihr Stammgut bis zum Anfange des siebzehnten Jahrhundert, nachdem solches durch den Churfürsten August gegen Erlegung einer Geldsumme in ein Weiberlehn verwandelt worden war. Ihren Besitzesnachfolgern, denen von Luckawen, gehörte das Gut ein ganzes Jahrhundert hindurch, bis Ernst Nikolaus von Luckawens von vier Kindern ihm übrig gebliebene Tochter sich 1710 mit Friedrich Christian von Heynitz auf Dröschkau und Oppitzsch vermählte, wodurch das Gut nunmehr an die Familie von Heynitz gelangte, der es noch jetzt gehört. Ganz besondere Verdienste um Miltitz hat sich der 1801 verstorbene Kammerherr und Berghauptmann von Heynitz erworben, indem derselbe nicht nur die Feldwirthschaft, sondern auch die Viehzucht und Schäferei zu hoher Vollkommenheit brachte, und dabei mit unermüdlicher Thätigkeit für das Beste seiner Unterthanen wirkte. So gründete er im Jahre 1784, um Kindern und armen Leuten Beschäftigung zu geben, auf dem Rittergute eine Baumwollenspinnerei, sowie 1795 eine förmliche Arbeitsschule für Kinder, legte eine Verpflegungskasse an, überliess unbemittelten Einwohnern gegen einen geringen Zins Ländereien und ermunterte unaufhörlich zur Erziehung und Veredlung der Obstbäume, auch gab er dem Dorfe eine höchst praktische Feuerordnung. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts und wol auch noch länger wurde für die Ausbildung der Dorfjugend nur wenig gethan, da man es für überflüssig hielt, dass der Bauer mehr verstehe als seinen Katechismus und einige Bibelsprüche, und so kam es, dass man das Schulamt oft dem Nachtwächter, einem kontrakten Handwerker oder verabschiedeten Soldaten übertrug. Auch in Miltitz war die Stelle eines Schullehrers dreimal mit herrschaftlichen Bedienten ausgefüllt worden, der Berghauptmann von Heynitz aber sorgte dergestalt für die Ausbildung der Miltitzer Jugend, dass die hiesige Schule sehr bald zu den besten Dorfschulen des Landes gehörte. Mit gleicher Güte hat auch die Gemahlin des Berghauptmanns für die Dorfjugend gewirkt, indem sie eine Schulbibliothek gründete. Vor dem Schulhause befinden sich unter schattigen Bäumen zweckmässig eingerichtete Tische und Bänke, so dass an heissen Sommertagen der Unterricht im Freien gehalten werden kann. – Der jetzige Besitzer des Rittergutes Miltitz ist der Herr Kammerherr Gottlob Bruno von Heynitz.

Der Bischof Bruno von Meissen, dessen Andenken in hiesiger Gegend nie erlöschen wird, soll nach der Volkssage in Meissens Umgegend die ersten Kirschen und guten Kastanien (11. Jahrhundert) angepflanzt haben, und so wird auch geglaubt das zu Miltitz befindliche Kastanienwäldchen, welches Stämme von drei Ellen Umfang aufzuweisen hat, verdanke dem frommen Bischöfe seine unmittelbare Entstehung. Richtiger ist indessen wol die andere Behauptung, dass der päpstliche Staatssecretair Carl von Miltitz, ein in der Reformationsgeschichte oft genannter Mann, welcher dem Churfürsten Friedrich dem Weisen im Namen seines Souverains die goldene Rose überbrachte, bei seiner Anwesenheit in Deutschland die edle Kastanie auf dem Stammgute seiner Familie anpflanzte, und so der Schöpfer des genannten Wäldchens wurde.

Die Kirche zu Miltitz, deren Patron der Rittergutsbesitzer ist, dürfte ziemlich zu derselben Zeit entstanden sein wie das Gut. Im Jahre 1372 hatte dieselbe, wie schon oben bemerkt wurde, einen eignen Pfarrer, der gegen eine Schenkung die Verpflichtung übernahm zu Gunsten der reichen, damals die ganze Gegend beherrschenden Familie von Miltitz Seelenmessen zu lesen. Das alte Gotteshaus musste im Jahre 1586 bereits renovirt werden, und unter der Collatur Gottlob Leberechts von Heynitz wurde es abgebrochen und von Grund aus neu aufgebaut, so dass 1740 die Einweihung erfolgen konnte. Aber der zu gleicher Zeit mit erbaute hohe

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/105&oldid=- (Version vom 3.6.2018)