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Kleinradmeritz.


Das Rittergut Kleinradmeritz liegt zwischen Löbau und Weissenberg, nahe der Preussischen Grenze, in einer angenehmen und ziemlich fruchtbaren Gegend am Löbauer Wasser. Das dazu gehörige Dorf zählt etwa zweihundert Einwohner und seine Fluren rainen mit denen von Glossen, Kittlitz, Gosswitz und Schöps. Südlich vom Orte liegt Buda, welcher Name eine Hütte bedeutet, gleich Zöblitz ein zum Rittergute gehöriges Vorwerk.

Nach dem Rittergute Radmeritz nannte sich einst ein adeliches Geschlecht, welches jedoch bereits in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts ausgestorben war. Der Letzte dieser Familie, Reinhardus miles dictus de Redemeriwicz, kaufte am 13. November 1308 von der Aebtissin des Klosters Marienstern auf seine und seiner Gemahlin Elisabeth Lebenszeit die Dörfer Salitz, Zellsdorf, Saalau, Debrins und Hausdorf für einhundert und sechsundsechszig Bautzener Mark. Von den Radmeritzen kam Kleinradmeritz an die Herren von Kittlitz, deren Stammort das nahe Schloss Kittlitz war. Bereits 1277 wird ein Ritter Hermann von Kittlitz als Gefolgsmann des Herzogs Heinrich von Breslau in einer Urkunde genannt, welche die Rechte und Privilegien dieser Stadt bestätigte und vermehrte, und Heinrich von Kittlitz war in den Jahren 1289 und 1291 Dienstmann Herzog Heinrichs des Treuen von Glogau. Am 12. April 1345 belehnte König Johann von Böhmen den Ritter Heinrich von Kittlitz mit seinen Gütern von Neuem, weil die alten Lehnsbriefe durch eine Feuersbrunst verloren gegangen waren, und für den Fall, dass sein Vetter Hans von Kittlitz ohne Lehnserben sterben sollte, erhielt Heinrich von Kittlitz die Anwartschaft auf dessen Güter Kleinradmeritz, Kittlitz, Spital, Gosswitz, Trauschwitz, ein Vorwerk im Dorfe Oppeln, ein Vorwerk in Rosenhain, einige Güter in Laucha und die dasige Mühle, sowie die Dörfer Zoblitz und Herwigsdorf nebst den Obergerichten. In demselben Jahre war ein Hermann von Kittlitz bei den Herzögen Wenzel und Ludwig von Liegnitz als Zeuge bei einer auf dem Liegnitzer Rathhause ausgestellten Urkunde. Heinrich von Kittlitz vermählte sich mit Heilwig von Ileburg, die ihm als Aussteuer die Herrschaft Muskau zubrachte, Derselbe kaufte 1371 auch das Schloss Baruth.

Von der Familie von Kittlitz kam Kleinradmeritz gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts an die Herren von Nostiz, von denen Otto von Nostiz 1400 bei der Belehnung erwähnt wird. Christoph von Nostiz besass das Gut um 1430; er scheint indessen der letzte Besitzer aus diesem Geschlecht gewesen zu sein, denn 1434 gehörte Kleinradmeritz dem Ritter Heinz von Gersdorf.

Die Herren von Gersdorf, auch unter dem Namen Gerhardisdorf, Gerarsdorf und Kerssdorf vorkommend, scheinen ihren Namen von dem unfern der Landeskrone liegenden Dorfe Gersdorf angenommen zu haben und hatten ihre Güter grossentheils in der Nähe von Görlitz. Christian von Gerhardisdorf war 1301 Advocatus provinciae Gorlicensis und bei Ausstellung einer Urkunde zugegen, welche die Schenkung von fünf und einem halben Mark Zinsen in Rachenau und des Waldes bei Kisslingswalde an das Neisshospital durch die Brüder Heinrich und Witigo von Camenz bestätigte. Nach ihm erscheinen Kythan, Otto und Johannes von Gersdorf als Zeugen. Christian von Gersdorf erwarb Güter in der Oberlausitz und dem Meissnerlande und fungirte am 1. Januar 1317 zu Weissenfels als Commissar bei der Ehestiftung zwischen der Schwester des Markgrafen Johann von Brandenburg und Friedrich dem Jüngeren von Meissen. Wie es scheint, war dieser Christian ein tüchtiger Staatsmann, denn er wurde sowohl von den Brandenburgischen wie von den Meissnischen Markgrafen vielfach zu wichtigen politischen Verhandlungen gezogen. Sein Bruder, Droysegke von Gersdorf, verwaltete das Amt eines Markgräflichen Voigtes in Grossenhain. Dieser Droysegke war 1318 mit seinen Brüdern Sloteck und Christian von Gersdorf zu Spandau, wo sie eine Schenkung des Markgrafen Waldemar von Brandenburg an die Stadt Sagan bezeugten. Zu Pfingsten 1345 hatten Ramford von Gersdorf und Yban, sein Schwiegersohn, das Dorf Biesnitz unter der Landeskrone an die Stadt Görlitz verkauft. Im fünfzehnten Jahrhundert machte sich unter den Gersdorfen der Ritter Georg von Gersdorf bemerkbar, ein Todfeind der Hussiten und treuer Bundesgenosse der Stadt Görlitz, welcher 1431 den von Lätare bis Judica zwischen Ostritz und Leuba lagernden Hussiten gewaltigen Schaden zufügte. Von Hans von Gersdorf ist noch ein höchst origineller Brief vorhanden, welcher um das Jahr 1460 geschrieben worden ist. Czaslaw von Gersdorf war Hansen von Gersdorf Geld schuldig und hatte nach damaliger Sitte sich verpflichtet, für den Fall, dass er mit der Zahlung nicht einhielt, in Görlitz persönlich einzureiten und sich dem Gläubiger zu stellen. Da Czaslaw nicht erschien, erhielt er von Hansen von Gersdorf diese Zuschrift:

„Wysse Czaslaw vun Geresdorf gesessen itzund zve Welmersdorf daz ich dich vormals gemannt hab vun des jungen Herwencz wegen daz du mir einreuttest gen Görlitz in Plenzlins Hus, des ich dein Brief und Sigill hab, und reutt mir noch hewtigs Tagks ein, Angesicht dies Briefs, dost du das nit, so muss ich dich heissen einen Vorheitigen, plutigen, selbwaschenen, undüchtigen Kotzen-Schalck, und wolt dich also beklagen vor Freunden und Gesellen daz du mir trewloss und Ehrloss wurdist durch ander Leut willen als ein Vorheiter, plutiger, selbwaschener, undüchtiger Kotzen, Kotzen, Kotzen-Schalk.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)